11.11.2010: Aufgegriffen

Stress für Wildtiere durch Waldbesucher

Les promeneurs stressent la faune sauvage



In einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Deutschen Wildtier Stiftung mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) wurde untersucht, welche Störungen das Wild am meisten beunruhigen. Das überraschende Ergebnis: einsame Pilzsammler stressen die Tiere mehr als lärmende Waldarbeiter mit ihren Maschinen. Wildtiere benötigen vermehrt störungsfreie Gebiete, in die sie sich zurückziehen können.

Un projet de recherche commun de la Fondation allemande pour la faune sauvage et de la Station d’expérimentation et de recherche forestière du Bade-Wurtemberg (FVA) a examiné quels dérangements perturbaient le plus fortement le gibier. Le résultat est surprenant: les champignonneurs solitaires stressent davantage les animaux que les ouvriers forestiers avec leurs machines bruyantes. La faune sauvage a besoin davantage de zones de tranquillité dans lesquelles elle peut se retirer.


Hirschkuh Vera und ihr Kalb wurden beide von den Wissenschaftlern mit einem Halsband-Sender ausgerüstet. Der Fahrer einer grossen, lärmenden Holzerntemaschine hat beim Fällen von Bäumen das Muttertier und ihr Kalb immer wieder beobachtet. Die Positionsdaten des Halsband-Senders zeigen: Vera blieb in ihrem gewohnten Tageseinstand und liess sich durch den Lärm der grossen Maschine nicht stören oder gar vertreiben. Ganz anders jedoch reagierte die Hirschkuh auf einen Projektmitarbeiter, der sich wie ein Pilzsucher durch den Wald bewegte. Während die Hirschkuh die Nähe des extrem lauten Forstfahrzeugs tolerierte, ergriff sie mit ihrem Kalb vor dem Pilzsucher die Flucht und kehrte erst nach über 24 Stunden in ihren Tageseinstand zurück.
Dieses Ergebnis zeigt, wie gut Rotwild die Gefahr durch Menschen einschätzen kann. Unkalkulierbare Störungen wie Wanderer, Mountainbike-Fahrer oder Pilzsucher, die die üblichen Wege verlassen, werden von Rotwild als Bedrohung angesehen. Diese Störungen führen zu Wildschäden im Wald. Denn die Tiere haben bei der Flucht einen erhöhten Energiebedarf, den sie aus Angst nicht im Offenland, sondern im Wald an jungen Bäumen decken.


Keywords:
Freizeitverhalten, Wildtiere, Störung, Pilzsammler


http://www.DeutscheWildtierStiftung.de

Kontaktadresse:
Friedrich Burghardt
Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA)
Wonnhalde 4
D-79100 Freiburg
Friedrich.Burghardt@forst.bwl.de
Tel: +49 (0)761 4018 453


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