11.11.2010: Forschung CH

Todesfalle Strommast: Letzte Uhus in Gefahr

Pylônes électriques meurtriers: nos derniers hiboux grands-ducs sont en danger



Michael Schaub et al.

Der Uhu ist in der Schweiz akut vom Aussterben bedroht, weil viele Tiere durch Stromschlag an Freileitungsmasten umkommen. Dies zeigt eine Studie im Kanton Wallis. Die Forschenden verlangen die umgehende Sanierung der gefährlichen Strommasten, um die Eulenart langfristig zu schützen.

Le Grand-duc est fortement menacé d’extinction en Suisse. Une étude dans le canton du Valais montre que beaucoup d'animaux meurent électrocutés par des pylônes électriques dangereux. Les chercheurs demandent l’assainissement immédiat de ces pylônes électriques dangereux afin de protéger cette espèce de hiboux à long terme.


Während die Bestände des Uhus in weiten Teilen Europas leicht ansteigen, stagnieren sie in der Schweiz oder sind gar rückläufig. So auch im Wallis, das eine kleine Population von etwa zehn Brutpaaren beherbergt. Während der letzten 20 Jahre hat sich diese Population kaum verändert. Eine neue Studie zeigt, dass nur etwa 10 Prozent der Uhus im Wallis das erste Jahr überleben. Ein Viertel der Tiere stirbt durch Stromschlag an veralteten Freileitungsmasten, welche den heutigen Sicherheitsstandards nicht mehr entsprechen.
Die Forschenden der Universität Bern und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach markierten junge Uhus mit Sendern und verfolgten sie nach dem Ausfliegen mittels Satelliten-Telemetrie. In einem zweiten Schritt entwickelten sie ein demographisches Modell, in dem die Telemetrie-Daten, Informationen zur Populationsentwicklung und zum Bruterfolg sowie zum Alter von tot gefundenen Individuen einflossen. Mit diesem Modell konnten alle demographischen Parameter geschätzt werden. Es zeigte sich, dass der Bruterfolg kaum vom Bruterfolg in anderen Uhupopulationen abweicht. Hingegen ist die Sterblichkeitsrate der Jung- wie auch der Altvögel extrem hoch – rund 40 Prozent pro Jahr. Die Population bleibt nur konstant, weil sie massive Zuwanderung aus Frankreich und Italien erhält. Ginge die Zahl der Immigranten auch nur leicht zurück, so würde die Walliser Uhupopulation in kurzer Zeit aussterben. Das Modell offenbarte weiter, dass die Uhupopulation jährlich um rund 17 Prozent zunähme, wenn alle gefährlichen Freileitungsmasten saniert würden. Theoretisch könnte sich die Uhupopulation unter diesen Bedingungen innerhalb von rund acht Jahren verdreifachen.
Das Wissen, wie elektrische Leitungen vogelsicher saniert werden können, ist schon lange vorhanden. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat einen aktuellen Katalog der gefährlichen Freileitungsmasten sowie der wichtigsten Sanierungsmassnahmen publiziert.


Keywords:
Uhu, Satelliten-Telemetrie, Freileitungen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Schaub M. et al. (2010). Massive immigration balances high anthropogenic mortality in a stable eagle owl population: Lessons for conservation. Biological Conservation. doi:10.1016/j.biocon.2010.04.047

Kontaktadresse:
Dr. Michael Schaub
Institut für Ökologie und Evolution der Universität Bern
Erlachstrasse 9a
CH-3012 Bern

michael.schaub@iee.unibe.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 66


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