27.9.2010: Forschung international
Der Handel mit Fröschen in Westafrika
Le commerce des grenouille en Afrique de l’ouest
Mohneke M. et al.
Eine neue Studie über den Froschmarkt in Westafrika rüttelt auf. Zu Tausenden liegen die Frösche ausgenommen in der Sonne zum Trocknen. Der Froschhandel greift mittlerweile gefährlich in das Ökosystem ein.
Une nouvelle étude sur le commerce des grenouilles en Afrique de l’ouest fait des vagues. Les grenouilles sont éviscérées par miliers et étendues au soleil pour sécher. Le commerce des grenouilles interfère entre-temps dangereusement avec l’écosystème.
Die Studie weist erstmals die Grössenordnung der Ausbeutung afrikanischer Frösche und den Einfluss auf das Ökosystem nach. Die Autoren fordern, dem unkontrollierten Handel mehr Beachtung zu schenken, um schädliche Konsequenzen für das Ökosystem zu verhindern sowie der lokalen Bevölkerung Alternativen aufzuzeigen.
Allein 32 befragte nigerianische Froschsammler handelten pro Jahr mit 2,7 Millionen Fröschen. Die Wissenschaftler untersuchten mit Hilfe von Interviews mit lokalen Sammlern, Händlern und Verbrauchern den Handel mit Fröschen in den westafrikanischen Ländern Benin, Burkina Faso und Nigeria. In Nordbenin stiegen z.B. viele Fischer in letzter Zeit auf den Handel mit Fröschen um. Umgerechnet 20 Dollar bekommt ein Sammler für einen Sack mit tausend getrockneten Fröschen. Die Autoren begleiteten u.a. eine Gruppe von nigerianischen Froschsammlern und stellten fest, dass innerhalb von zwei Monaten 450 Säcke mit Fröschen «geerntet» wurden. In Burkina Faso werden die Tiere häufig mit der Hand oder mit Netzen gefangen. In Benin werden Froschfallen ausgebracht oder die Tiere nachts mit Taschenlampen geblendet und erschlagen. Die übermässige Ausbeutung von Fröschen ist eine der Ursachen für deren starken Rückgang weltweit. Die Studie der Wissenschaftler zielt darauf ab, einen Überblick über die Menge der in Westafrika gesammelten Frösche, die Nachfrage des Marktes, die Handelswege sowie den sozioökonomischen Wert des Froschmarktes zu erhalten, sowie den Einfluss auf das Ökosystem zu ermitteln.
Besonders nachgefragt ist der Tigerfrosch Hoplobatrachus occipitalis, dessen Kaulquappen räuberisch leben. Die handtellergrossen ausgewachsenen Tiere werden in grossen Mengen konsumiert. Dadurch gibt es weniger Kaulquappen, wodurch wiederum weniger Moskitolarven gefressen werden könnten. Dies zeigt wie das Ökosystem durch die Übernutzung eines seiner Bestandteile aus dem Gleichgewicht kommen könnte.
Trotz beobachteter Rückgänge von Fröschen ist die Froschjagd bislang unkontrolliert. Da die Profite aus dem Froschhandel gross sind, ist mit einem Umdenke auch nicht zu rechnen. Die Wissenschaftler regen deshalb an, «Froschfarmen» in Westafrika zu etablieren, um so natürliche Froschpopulationen zu entlasten, die Proteinversorgung mit Fröschen weiter zu gewährleisten und der einheimischen Bevölkerung eine Einnahmequelle zu schaffen.
Keywords:
Amphibien, Frösche, Handel, Jagd, Ökosystemleistung
Literatur:
Mohneke M., Onadeko A.B., Hirschfeld M., Rödel M.-O. 2010. Fried and dried: amphibians in local and regional food markets in West Africa. Traffic Bulletin 22, 117-128.
Originalartikel zum Download:
Kontaktadresse:
PD Dr. Mark-Oliver Rödel
Museum für Naturkunde
Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin
Invalidenstraße 43
10115 Berlin
mo.roedel@mfn-berlin.de
Tel: +49 (0)30 2093 8571
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