27.9.2010: Forschung CH
Tag der Artenvielfalt am Albulapass: faunistische und floristische Besonderheiten
Journée de la biodiversité au col de l’Albula: particularités faunistiques et floristiques
Marion Schmid, Jürg Paul Müller
Im Juni 2008 führte die «Stiftung Sammlung Bündner Naturmuseum», das Management des Parc Ela und «Bergün Filisur Tourismus» gemeinsam einen Tag der Artenvielfalt durch. Das Untersuchungsgebiet befand sich am Albulapass in Graubünden. Insgesamt wurden 1535 Arten festgestellt, darunter drei Erstnachweise für die Schweiz, elf Erstnachweise für Graubünden und weitere faunistische und floristische Besonderheiten. Jetzt sind die Ergebnisse publiziert.
En juin 2008, la „Stiftung Sammlung Bündner Naturmuseum“, le groupe de gestion du parc Ela et „Bergün Filisur Tourismus“ ont organisé ensemble une journée de la biodiversité. La région d’étude se trouvait au col de l’Albula aux Grisons. En tout, 1535 espèces ont été inventoriées, dont trois premières attestations en Suisse, onze premières attestations pour les Grisons et d’autres particularités faunistiques et floristiques. Les résultats sont maintenant publiés.
Am 3. Juni 2008 führten die «Stiftung Sammlung Bündner Naturmuseum», das Management des Parc Ela und «Bergün-Filisur Tourismus» gemeinsam einen Tag der Artenvielfalt durch. Das Konzept basierte auf der 24-Stunden-Aktion zur Erfassung einer möglichst grossen Zahl von Pilz-, Pflanzen- und Tierarten, wie sie die Zeitschrift GEO seit 1999 in Europa propagiert und durchführt. Das Untersuchungsgebiet befindet sich am Albulapass in Graubünden (Schweiz), liegt in einer Höhenlage von 1500 bis 2100 m ü. M. und misst 11,4 km2. Die Vielfalt der Lebensräume ist gross: Wälder, Weiden, Wiesen, Felspartien, Geröllhalden, Moore, Gewässer, kleine Siedlungen und Verkehrseinrichtungen wechseln einander ab.
Insgesamt wurden 1535 Arten festgestellt. Bemerkenswert sind die drei Erstnachweise für die Schweiz. Sie betreffen eine Spinnenart (Silometopus braunianus), eine Käferart (Liogluta micans) und eine Schlupfwespenart (Xestopelta gracillima). Dazu kommen ein gutes Dutzend Erstnachweise für Graubünden und noch mehr Erstnachweise für das Albulatal sowie weitere faunistische und floristische Besonderheiten. Selbst für die gut untersuchten Schmetterlinge gibt es neues zu berichten. Syncopacma karvoneni, eine Palpenmotte mit boreomontaner Verbreitung, wurde zum zweiten Mal in den Alpen festgestellt. Von verschiedenen Taxa, besonders Moosen, wurden wertvolle Standorte gefährdeter Arten ermittelt.
Ein Vergleich mit der Artenvielfalt auf der Alp Flix, die acht Jahre zuvor mit der gleichen Methodik bearbeitet wurde, ist nicht ganz einfach. Auf der Alp Flix waren die Wetterbedingungen vor allem für die Erhebung der wirbellosen Tiere deutlich besser. Im Gebiet Preda-Albula standen uns weniger Fachleute zur Verfügung. Insbesondere fehlten Fachleute für die Erhebung der Flechten. Aus diesen Gründen ist anzunehmen, dass man bei besseren Bedingungen im Gebiet Preda-Albula noch ein paar hundert Arten mehr hätte nachweisen können, womit man auf eine ähnliche Artenzahl käme wie auf der Alp Flix. In beiden Untersuchungsgebieten konnte aber im Vergleich zu Aktionen in Tieflagen eine erstaunlich hohe Artenzahl ermittelt werden, was wiederum beweist, dass die Artenzahl im Gebirge erst deutlich oberhalb der Waldgrenze abnimmt.
Keywords:
Tag der Artenvielfalt, Alpen, Graubünden, Erstnachweis
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Schmid M., Müller J.P. (2010). Der GEO-Tag der Artenvielfalt 2008 am Albulapass. Jber. Natf. Ges. Graubünden 116, 5-58.
Kontaktadresse:
Bündner Naturmuseum
Masanserstrasse 31
CH-7000 Chur
info@bnm.gr.ch
Tel: +41 (0)81 257 28 41
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