21.6.2010: Forschung CH

Der Wandel der Biodiversität auf Windwurfflächen

L’évolution de la biodiversité sur des surfaces de châblis



Tobias Liechti

Grosse Windwurfflächen auf sauren Böden werden als problematisch für die Wiederbewaldung angesehen. Dass dies nicht so sein muss, zeigt das Monitoring von zwei unterschiedlichen Windwurfflächen in Baden (AG). Darin wird die Waldentwicklung und Veränderung der Artenvielfalt anhand einzelner Artengruppen (Gefässpflanzen, Holzpilze, Tagfalter und Vögel) und Fotos beschrieben.

De grandes surfaces de châblis sur sols acides sont considérés comme problématiques pour la reforestation. Le monitoring de deux surfaces de châblis à Baden (AG) montre que tel n’est pas le cas. On y décrit l’évolution de la forêt et les chamgements de la diversité des espèces à l’aide de certains groupes d’espèces (plantes vasculaires, champignons du bois, papillons diurnes et oiseaux) avec des photos.


Auf zwei Windwurfflächen von zehn Hektaren Grösse bei Baden (AG) wurde die Waldentwicklung vier und neun Jahre nach Lothar untersucht. Eine der Flächen wurde geräumt, die andere wurde belassen. Die Standorte beider Flächen gehören meist zur Waldgesellschaft «Typischer Waldmeister-Buchenwald, artenarme Ausbildung» (7aa). Die Studie wurde vom Stadtforstamt Baden und der Abteilung Wald des Kantons Aargau in Auftrag gegeben.

Neben Bestandesfotos wurden Vegetationsaufnahmen auf Transekten von einem Meter Breite gemacht. Eine Beschreibung der Baumverjüngung sowie der Pilzflora an Holz wurde ebenfalls durchgeführt. Zudem wurden die Brutvögel und Tagfalter kartiert.
Die Waldentwicklung auf der ungeräumten Fläche mit ehemaligem Mischwald verlief schneller als auf der geräumten Fläche mit ehemaligem Fichtenwald. Für die Schattenbaumarten war die schon vor dem Sturm vorhandene Verjüngung entscheidend, während für die Pionierbaumarten das Samenangebot kurz nach dem Sturm ausschlaggebend war.
Brombeerflächen scheinen förderlich für die zukünftige Baumartenvielfalt zu sein, da sie die Etablierung der Buche stärker behindert als diejenige von Bergahorn, Kirsche und Eiche und gleichzeitig als Verbissschutz für diese Arten dienen.

Die Artenvielfalt an Krautpflanzen nahm über die Jahre zu und war auf der geräumten Fläche neun Jahre nach dem Sturm um ein Viertel höher als auf der ungeräumten. Die im Jahre 2003 vorherrschenden Pflanzenarten Brombeere und Adlerfarn waren auch 2008 noch dominant, wobei letzterer höchstens durch die Fichte verdrängt wurde.
Die Artenzahl der an Holz vorkommenden Pilze nimmt seit 2003 stetig zu. Die Artenzahl auf der nicht geräumten Fläche ist dreimal grösser als auf der geräumten. Etwa 60% der Arten wurden an liegenden Stämmen gefunden. Die Holzart hat grossen Einfluss auf die Pilzflora.

Die Anzahl der Brutvogelarten liegt in beiden Gebieten bei 24 Arten (2008). Auf der geräumten Fläche sind Offenlandarten (z.B. Goldammer, Grünspecht, Distelfink häufiger; auf der belassenen Fläche finden sich mehr an Totholz gebundene Arten wie Sumpfmeise, Schwarz- und Grauspecht.

Die Tagfaltervielfalt war 2003 auf der geräumten und nahe dem Offenland gelegenen Windwurffläche hoch (14 Arten). 2008 lag die Tagfaltervielfalt in beiden Gebieten etwa im Mittel für Aargauer Waldflächen bei fünf Arten pro Transekt. Die Offenlandarten wurden bis 2008 in beiden Gebieten durch Waldarten abgelöst.

Keywords:
Windwurffläche, Waldverjüngung, Artenvielfalt, Holzpilze

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Liechti T. et al. (2009). Monitoring Windwurfflächen Baden 2003-08. Burger & Liechti, Ennetbaden, 68 S.
http://www.burgerliechti.ch

Kontaktadresse:
Burger & Liechti GmbH
Limmatauweg 9
CH-5408 Ennetbaden
tobias.liechti@burgerliechti.ch
Tel: +41 (0)56 203 40 33


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