28.5.2010: Forschung CH
Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900 - Ist die Talsohle erreicht?
Evolution de la biodiversité en Suisse depuis 1900 - Avons-nous touché le fond?
Thibault Lachat et al.
Im Jahr 2003 beschlossen die Umweltminister Europas, den Verlust der Biodiversität bis ins Jahr 2010 zu stoppen. Haben wir in der Schweiz dieses Ziel erreicht? Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, leider nicht. Dies zeigt die jetzt veröffentlichte Studie des Forum Biodiversität Schweiz der Akademie der Naturwissenschaften. Die umfassende Analyse weist auf Basis der besten verfügbaren Daten und differenziert für unterschiedliche Aspekte der biologischen Vielfalt nach, wie sich die Biodiversität in der Schweiz seit 1900 bis heute entwickelt hat.
Les ministres européens de l'environnement ont décidé en 2003 de stopper le déclin de la biodiversité jusqu'en 2010. Avons-nous atteint cet objectif en Suisse? Pour être clair: malheureusement non. C'est ce que met en évidence la nouvelle étude publiée par le Forum Biodiversité Suisse de l'Académie des sciences naturelles. Cette analyse détaillée présente sur la base des meilleures données disponibles et de façon nuancée pour les différents aspects de la diversité biologique, comment la biodiversité a évolué depuis 1900 jusqu'aujourd'hui.
Nach den starken Verlusten an Biodiversität zwischen 1900 und 1990 konnten die Bestandsrückgänge bei vielen Arten und die Flächenverluste von Auen und Mooren gebremst werden. Allerdings existieren zahlreiche Arten nur noch in kleinen Populationen, die nur dank spezifischen Artenförderungsprojekten überleben. Da gleichzeitig neue Arten in unser Land einwanderten, stieg die Gesamtartenzahl in den letzten Jahrzehnten sogar leicht an. Die anhaltenden Verluste auf allen andern Ebenen der Biodiversität machen aber klar, dass die Talsohle nicht erreicht ist; der Handlungsbedarf ist nach wie vor gross. Die Prognosen bis 2020 zeigen, dass ein allgemeiner Aufwärtstrend beziehungsweise eine echte Trendwende nur dann möglich ist, wenn sich die Rahmenbedingungen (Gesetze, Instrumente und Massnahmen bzw. deren Umsetzung) ändern. Für anhaltende Verluste sind unter anderem die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung in den Berggebieten, die Ausdehnung des Siedlungsraumes und die Zunahme der Tourismus- und Freizeitaktivitäten verantwortlich. Neue Bedrohungsfaktoren wie invasive Arten und direkte und indirekte Auswirkungen des Klimawandels werden den Druck auf bereits seltene Arten und Lebensräume zusätzlich erhöhen.
Insgesamt konnte der Verlust an Biodiversität nicht gestoppt werden; die Talsohle ist nicht erreicht. Die Prognosen bis 2020 zeigen, dass ein allgemeiner Aufwärtstrend beziehungsweise eine echte Trendwende nur dann möglich ist, wenn sich die Rahmenbedingungen (Gesetze, Instrumente und Massnahmen bzw. deren Umsetzung) ändern. Für anhaltende Verluste sind unter anderem die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung in den Berggebieten, die Ausdehnung des Siedlungsraumes und die Zunahme der Tourismus- und Freizeitaktivitäten verantwortlich. Neue Bedrohungsfaktoren wie invasive Arten und direkte und indirekte Auswirkungen des Klimawandels werden den Druck auf bereits seltene Arten und Lebensräume zusätzlich erhöhen.
Die Studie und deren Publikation als Buch wurden finanziert durch die Bristol-Stiftung, das Bundesamt für Umwelt (BAFU), das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und die Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT). Das Buch wird auch in einer französischen Version erscheinen; wir werden Sie rechtzeitig darüber informieren.
Keywords:
Countdown 2010, Target 2010
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Thibault Lachat, Daniela Pauli, Yves Gonseth, Gregor Klaus, Christoph Scheidegger, Pascal Vittoz, Thomas Walter (Red.). Wandel der Biodiversität in der Schweiz seit 1900 - Ist die Talsohle erreicht? «Bristol-Schriftenreihe» Band 25. EUR 23.50 (D) / CHF 36..
http://www.biodiversity.ch/d/publications/der_wandel_der_biodiversitaet/
http://www.haupt.ch
Kontaktadresse:
Daniela Pauli
Forum Biodiversität Schweiz
Akademie der Naturwissenschaften SCNAT
Schwarztorstrasse 9
3007 Bern
pauli@scnat.ch
Tel: +41 (0)31 312 02 75
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