25.5.2010: Forschung international
Aufschub bis 2020? Post2010-Ziele der EU zur Erhaltung der biologischen Vielfalt aus Sicht der Biodiversitätsforschung
Sursis jusqu’en 2020? Les objectifs post-2010 de l’UE en matière de conservation de la diversité biologique sous l’angle de la recherche en biodiversité
Die EU-Umweltminister haben am 15. März in Brüssel festgestellt, dass die so genannten 2010-Ziele der EU, den Verlust der biologischen Vielfalt auf dem Kontinent zu stoppen, nicht mehr eingehalten werden können. Das soll nun bis 2020 geschafft werden.
Les ministres de l’environnement de l’UE ont pris acte le 15 mars à Bruxelle que l’engagement de l’UE de stopper le déclin de la biodiversité sur le continent jusqu’en 2010 ne pourra pas être tenu. Elle devrait désormais y parvenir jusqu’en 2020.
Was auf den ersten Blick nach Aufschub klingt, kann genauer betrachtet als mutiger Schritt bezeichnet werden. Ob dieses Vorhaben diesmal umgesetzt werden kann, hängt von der Wahrnehmung der Dringlichkeit des Themas ab. Und auch von der Zusammenarbeit mit der Biodiversitätsforschung, die zur Grundlage für politische Entscheidungen beiträgt. Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung Deutschland (NeFo) hat im Februar mit Vertretern verschiedener Institutionen aus Biodiversitätsforschung, Bundesbehörden und Naturschutzorganisationen das Positionspapier «Beitrag der deutschen Biodiversitätsforschung zu post 2010-Zielen» erarbeitet, das die Bedingungen zu erfolgreichem Schutz und Nutzung der Biodiversität aus Sicht der Biodiversitätsforschung zusammenfasst. DIVERSITAS-Deutschland unterstützt den Entwurf, der im Juni veröffentlicht wird.
Der Verlust der biologischen Vielfalt und daraus resultierenden Ökosystemdienstleistungen in der EU soll bis 2020 gestoppt und weitgehend wiederhergestellt werden. Zusätzlich will die EU ihren Beitrag leisten, den Schwund der Biodiversität weltweit zu verhindern. So lautet das neuformulierte Ziel der EU zum Schutz der biologischen Vielfalt. Damit wollen die europäischen Staaten als gutes Beispiel in die internationalen Verhandlungen bei der Vertragsstaatenkonferenz des Übereinkommens zur biologischen Vielfalt (CBD) im Oktober dieses Jahres in Japan gehen. Denn mit der jetzt gewählten Zielformulierung hat sich die EU für die ambitionierteste mehrerer Optionen entschieden. Die internationale Staatengemeinschaft in der CBD konnte sich bisher nämlich nur auf das Ziel einigen, den Verlust bis 2010 lediglich signifikant zu reduzieren. Beim Treffen der EU-Umweltminister bestand die Option, sich dieser Zielsetzung anzuschliessen und damit die Erwartungen zurückzuschrauben.
Prof. Wolfgang Cramer, Geograph am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), begrüsst die Zielsetzung der EU. Allerdings sei, um in den kommenden zehn Jahren erfolgreicher zu sein als bisher, ein weit greifendes Umdenken in der Umwelt- und Energiepolitik nötig. Cramer ist einer der Autoren des Positionspapiers.
Keywords:
2010-Ziel, CBD, EU, Biodiversitätsforschung
Art der Publikation:
Bericht
http://www.biodiversity.de/index.php?option=com_content&view=article&id=467%3Ainterview-cramer&catid=43&Itemid=324&lang=de
Die Beschlüsse des EU-Umweltrates
Kontaktadresse:
Dr. Katrin Vohland
Netzwerk-Forum zur Biodiversitäsforschung
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ
Permoserstraße 15
D-04318 Leipzig
katrin.vohland@mfn-berlin.de
Tel: +49 (0)30 2093 8945
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