25.5.2010: Forschung CH
Wie Fische Wasserkraftwerke unbeschadet passieren können
Comment les poissons peuvent traverser les barrages hydroélectriques indemnes
Reinhard Hassinger
Forschende haben eine neuartige Lockstrompumpenanlage entwickelt und patentieren lassen, die Fischen das Auffinden der Wanderhilfen an Wehren und Wasserkraftwerken erleichtert. Gleichzeitig wird der Wasserverlust für die Turbinen reduziert. Eine Pilotanlage ist seit Herbst 2009 in Betrieb.
Des chercheurs ont mis au point et patenté un système inédit de pompe pour le débit d’attrait qui doit aider les poissons a trouver les passages de migration des seuils et des barrages. En même temps, la perte en eau des turbines est réduite. Une installation pilote est en fonction depuis l’automne 2009.
Fische wie Barben, Brassen, Barsche oder Rotaugen wandern im Frühjahr zu ihren Laichplätzen flussaufwärts. Fernwanderfische, wie Meerforelle, Lachse oder Aale wandern in Ihrem Lebenslauf weite Strecken zwischen Flüssen und dem Meer. Wasserkraftwerke stellen dabei für sie ein unüberwindliches Hindernis dar. Deshalb werden für sie so genannte Fischpässe gebaut, künstliche Wasserläufe mit unterschiedlicher Architektur, die den Fischen den Aufstieg am Kraftwerk vorbei stromaufwärts erlauben.
Doch da gibt es einen Haken: Damit sich die Fische am Auslauf des Kraftwerks orientieren und den Einstieg zum Bypass finden, benötigen sie einen deutlich spürbaren Wasserstrom, um angelockt zu werden. Wird diese Menge oberhalb des Kraftwerks dem Fluss entzogen, um den Fischpass oder eine separate Lockstromleitung zu speisen und im Eingang des Aufstiegs die Fische anzulocken, so könne sich die Leistung des Wasserkraftwerks um bis zu zehn Prozent verringern. Ein hoher «Wasserverbrauch» für die Bypässe bringt für die Wasserkraftwerksbetreiber also Einbussen an erzeugtem Strom, die in die Millionen Euro gehen.
Die Versuchsanstalt und Prüfstelle für Umwelttechnik und Wasserbau an der Universität Kassel hat nun eine neuartige Lockstrompumpenanlage entwickelt und patentieren lassen, die Fischen das Auffinden der Wanderhilfen an Wehren und Wasserkraftwerken erleichtert. Mit der Lockstrompumpe im Eingangsportal des Fischaufstiegs wird der Wasserverlust für die Turbinen auf ein Minimum reduziert: Oberhalb des Kraftwerks werden durch eine Lockstromleitung nur etwa ein Fünftel bis ein Zehntel des benötigten Lockstroms dem Fluss entnommen und der Lockstromverstärkungspumpe unterhalb des Kraftwerks zugeführt. Der Strahl, der mit einer Düse herausgedrückt wird, verstärkt den Durchfluss des aus den Kraftwerksturbinen ablaufenden Wasserstroms genau dort, wo er gebraucht wird, am Eingang des Fischaufstiegs. Innerhalb des Fisch-Passes benötigten die Fische nämlich längst nicht so viel Wasser für den Aufstieg, wie in diesem Eingangsbereich.
Doch auch bei den vielen schon bestehenden Fischaufstiegsanlagen, die teilweise auch schon mit konventionell erzeugten Lockströmen arbeiten, sehen die Wissenschaftler grosses Marktpotenzial. Denn zahlreiche dieser Anlagen seien in die Jahre gekommen und funktionierten kaum noch.
Mit zwei Pilotprojekten will die Versuchsanstalt beweisen, dass sich die Lockstrompumpe in der Praxis bewährt. Eine Anlage wurde im Herbst vergangenen Jahres im Kraftwerk Liebenau an der Diemel bei Hofgeismar (D) installiert.
Keywords:
Fischpass, Wasserkraft, Fische, Lockstrompumpenanlage
Art der Publikation:
Bericht
Kontaktadresse:
Dr.-Ing. Reinhard Hassinger
Universität Kassel
Fachbereich Bauingenieurwesen
Versuchsanstalt und Prüfstelle für Umwelttechnik und Wasserbau
Kurt-Wolters-Strasse 3
D-34109 Kassel
vpuw@uni-kassel.de
Tel: +49 (0)561 804 3291
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