12.4.2010: Forschung international
Pestizide als Ursache des Biodiversitätsverlusts
Les pesticides à l’origine de la perte de la biodiversité
Geiger F. et al.
Durch die immer intensivere landwirtschaftliche Nutzung von Flächen sind in den vergangenen 50 Jahren zahlreiche Pflanzen- und Tierarten immer seltener geworden. In einer gross angelegten Studie haben Agrarwissenschaftler aus acht europäischen Ländern untersucht, wie sich einzelne Faktoren auf die Vielfalt von Pflanzen, Käfern und bodenbrütenden Ackervögeln auswirken.
L’intensification de l’exploitation agricole des surfaces a entraîné ces 50 dernières années une raréfaction de nombreuses espèces de plantes et d’animaux. Dans une étude de grande envergure, des agronomes de huit pays européens ont étudié la répercussion des facteurs spécifiques sur la variété des plantes, des coléoptères et des oiseaux nichant au sol en milieu agricole.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass eine Verdopplung der landwirtschaftlichen Produktion auf Getreidefeldern einhergeht mit einem Verlust der Hälfte der Pflanzenarten und einem Drittel der Laufkäferarten und Vögel. Das hat nach Ansicht der Forscher mehrere Ursachen: Agrarlandschaften verlieren ihre Vielfalt, Büsche und Brachflächen verschwinden und die Äcker werden immer grösser. Ausserdem nimmt europaweit der Einsatz von Chemikalien in der Agrarwirtschaft zu. In jeder der neun untersuchten Regionen, die über Ost- und Westeuropa verteilt waren, haben die Forscher eine Vielzahl von Merkmalen zur Charakterisierung der Landschaft und zur Intensität der Bodenbearbeitung erhoben. Diese Faktoren wurden anschliessend detailliert statistisch ausgewertet.
Die Analyse zeigt, dass Spritzmittel wie Insektizide und Fungizide die Hauptursache für die Verringerung der Tier- und Pflanzenvielfalt sind. Der Einsatz von Insektiziden reduziert zudem die biologische Schädlingsbekämpfung. Dagegen hatte eine organische Bewirtschaftung des Bodens, bei der weniger oder gar keine Pestizide eingesetzt wurden, zwar einen positiven Einfluss auf die Vielfalt der Pflanzen und Laufkäfer; die Brutvögel konnten davon allerdings nicht profitieren. Da Vögel, genauso wie viele Säugetiere, Tagschmetterlinge und Bienen, grössere Landschaftsbereiche bewohnen, sind sie auch betroffen, wenn beispielsweise auf Nachbarfeldern Pestizide eingesetzt werden.
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Pestizide trotz der jahrzehntelangen Bemühungen der Europäischen Union, deren Einsatz zu verringern, nach wie vor die grössten negativen Auswirkungen auf die Artenvielfalt haben. Zudem beeinflusst der Pestizid-Einsatz weitere Funktionen der betroffenen Ökosysteme wie zum Beispiel die biologische Kontrolle von Schädlingen. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass die Artenvielfalt in Europa nur erhalten werden kann, wenn die Verwendung von Spritzmitteln in grossen Teilen der Landwirtschaft auf ein Minimum beschränkt wird.
Keywords:
Pestizide, Ökosystemleistungen, biologische Schädlingsbekämpfung, Landwirtschaft
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Geiger F. et al. (2010). Persistent negative effects of pesticides on biodiversity and biological control potential on European farmland. Basic and Applied Ecology Volume 11, Issue 2, 97-105.
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Teja Tscharntke
Georg-August-Universität Göttingen
Fakultät für Agrarwissenschaften
Abteilung Agrarökologie
Waldweg 26
D-37073 Göttingen
ttschar@gwdg.de
Tel: +49 (0)551 39 9205
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