12.4.2010: Forschung international

Weniger Flächenverbrauch durch Handel mit Zertifikaten

Moins de surfaces utilisées grâce aux certificats



Die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Deutschland nimmt jeden Tag um rund 100 Hektar zu. Eine politisch angestrebte Reduktion des Flächenverbrauchs kann – ähnlich wie bei der Reduktion von CO2-Emissionen – durch sogenannte Handelbare Flächenausweisungszertifikate (FAZ) erreicht werden. Wie dieses Handelssystem gestaltet sein muss, hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung untersucht. Die Resultate wurden nun in einem Buch präsentiert.

Les surfaces des agglomérations et de transport augmentent chaque jour de plus de 100 hectares en Allemagne. L’ambition politique de réduire l’utilisation des surfaces peut devenir réalité à l’aide de certificats de surfaces (Flächenausweiszertifikate FAZ), comme on le fait pour la réduction des émissions de CO2. Le „Frauenhofer Institut für System- und Innovationsforschung“ a étudié comment devrait se présenter un tel système d’échange.


13 Kommunen und ein Regionalverband aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und Brandenburg simulierten im Rahmen des Projekts «Spiel.Raum» auf einer eigens dafür eingerichteten Internetplattform den Handel mit Flächenausweisungszertifikaten. Dafür gaben die Kommunen zunächst ihre Kennzahlen – Einwohner, Beschäftigte sowie die Flächenstruktur von Wohn- und Gewerbegebieten – in das System ein. Anschliessend führten sie ihre geplanten stadtplanerischen Massnahmen auf, wobei neben dem Flächenverbrauch die mit der Massnahme verbundenen Kosten und zu erwartenden Gewinne erfasst wurden.
Aus diesen Werten wurde der Bedarf an neuer Siedlungs- und Verkehrsfläche ermittelt, der bei unveränderten Rahmenbedingungen entsteht. Unter Annahme eines bestimmten Reduktionsziels wurde daraus eine Obergrenze für die zusätzliche Siedlungs- und Verkehrsfläche insgesamt abgeleitet. Diese Gesamtfläche war unveränderlich, aber das Umschichten zwischen den Kommunen war möglich – das heisst, sie konnten miteinander handeln. Wollte eine Kommune zusätzliche Siedlungs- und Verkehrsfläche ausweisen, musste sie jeden Hektar durch Zertifikate legitimieren. Ein durchaus finanzieller Anreize zur Reduzierung des Flächenverbrauchs: Wenn eine Kommune ihren Flächenverbrauch reduzierte, konnte sie ihre nicht benötigten FAZ verkaufen oder musste weniger Zertifikate zukaufen.
Auf der Internetplattform konnten die Kommunen dann verschiedene Massnahmen simulieren und mehrere Optionen durchspielen. Anhand der Ergebnisse sahen sie, ob es sich lohnte, Zertifikate zuzukaufen, also ob der zu erwartende Gewinn aus den stadtplanerischen Massnahmen im Vergleich zu den Kosten der dafür benötigten Zertifikate gross genug war. Wenn sich eine Kommune für den Zertifikate-Kauf entschied, stellte sie eine Order auf der Internet-Plattform ein und bekam Angebote von Kommunen, die verkaufen wollen. Im Laufe des Projekts stellten die Fraunhofer-ISI-Forscher eine zunehmende Sensibilisierung der Teilnehmer gegenüber den anfallenden Kosten fest. Insgesamt konnte mit dem Handelssystem das Reduktionsziel für den Flächenverbrauch kostengünstiger erreicht werden als bei einer individuellen Beschränkung des Flächenverbrauchs jedes einzelnen Teilnehmers.


Keywords:
Flächenverbrauch, Siedlungsraum, Strassen, handelbare Flächenausweisungszertifikate

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Katrin O. et al. (2010). Der Handel mit Flächenausweisungszertifikaten im Experiment. ISI-Schriftenreihe Innovationspotenziale. Fraunhofer ISI, Karlsruhe. 178 S.
http://www.spielraum.isi.fraunhofer.de

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Kontaktadresse:
Dr. Katrin Ostertag
Fraunhofer ISI
Breslauer Str. 48
D-76139 Karlsruhe

spielraum@isi.fraunhofer.de
Tel: +49 (0)721 6809 116


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