12.4.2010: Forschung international
Honigbienen europaweit zurückgegangen
Les abeilles mellifères en recul dans toute l’Europe
Simon G. Potts et al.
Die Zahl Bienenvölker ist in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die jetzt vom Internationalen Bienenforschungsverband IBRA veröffentlicht wurde. Damit liegt erstmals ein Überblick auf europäischer Ebene zum Problem des Bienenrückgangs vor. Da auch andere Bestäuber wie Wildbienen und Schwebfliegen im Rückgang begriffen sind, besteht eine potenzielle Gefahr für Bestäuberdienstleistungen.
Une nouvelle étude rendue publique par la Fédération internationale de recherche apicole IBRA révèle que le nombre de colonies d’abeilles a diminué en Europe ces dernières décennies. Il s’agit de la première vue d’ensemble au niveau européen du problème du recul des abeilles. Vu que d’autres pollinisateurs comme les abeilles sauvages et les syrphes sont aussi touchés par ce recul, un danger potentiel existe pour les prestations de pollinisation.
Für die Untersuchung werteten die Forscher verfügbare Daten aus nationalen Imkermagazinen und staatlichen Berichten aus, um die Gesamtzahl der Bienenkolonien und Imker zu berechnen. So konnte die Anzahl der Bienenvölker zwischen 1965 und 1985 für 14 europäische Länder und zwischen 1985 und 2005 für 18 europäische Länder rekonstruiert werden. Die Zusammenstellung gibt einen ersten Überblick über die Situation in Europa. Sie ist jedoch nicht vollständig, da beispielsweise Frankreich, Spanien und einige osteuropäische EU-Staaten fehlen, aus denen keine geeigneten Daten beschafft werden konnten. Während in Europa und den USA die Zahl der Bienenvölker gesunken ist, ist sie einem Bericht der Welternährungsorganisation FAO von 2009 weltweit gesehen in den letzten 50 Jahren um rund 45 Prozent angestiegen. Leider nützt aber dieser Befund den Beständen in Europa und den USA wenig, da zwar Honig als Produkt der Bienen importiert werden kann, nicht aber die von den Bienen bereitgestellte Dienstleistung – nämlich die Bestäubung.
Der Auswertung zufolge geht die Zahl der Bienenvölker in Mittel- und Westeuropa bereits seit 1965 zurück. Seit 1985 wird dieser Trend auch in Ländern wie Tschechien, Norwegen, der Slowakei und Schweden beobachtet. Im Gegensatz dazu ist in Südeuropa (Griechenland, Italien und Portugal) die Zahl der Bienenvölker zwischen 1965 und 2005 gestiegen. Dagegen nahm in allen untersuchten Ländern die Zahl der Imker ab. Die Ursache dafür vermuten die Wissenschaftler in den sozialen und ökonomischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Ausserdem hat der Aufwand zur Bekämpfung von Seuchen wie der Varroa-Milbe wahrscheinlich die Attraktivität der Imkerei als Hobby verringert.
Der Verlust an Bestäubern wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen ist einer von vier Schwerpunkten des EU-Projektes ALARM. ALARM steht für «Assessing Large scale environmental Risks for biodiversity with tested Methods» und war das grösste Forschungsprojekt der EU im Bereich Biodiversität. Über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 35 Ländern und 68 Partnerorganisationen (darunter sieben Unternehmen) haben zwischen 2004 und 2009 an diesem umfassenden Forschungsprojekt gearbeitet.
Keywords:
Bestäubung, Ökosystemleistungen, Bienenrückgang, Imker, Wildbienen
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Simon G. Potts et al. (2010). Declines of managed honey bees and beekeepers in Europe. Journal of Apicultural Research (JAR). Vol. 49 (1) pp. 15-22. DOI: 10.3896/IBRA.1.49.1.02
http://www.agroscope.admin.ch/imkerei/
Kontaktadresse:
PD Dr. Peter Neumann
Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP
Zentrum für Bienenforschung
Schwarzenburgstr. 161
CH-3003 Bern
info@alp.admin.ch
Tel: +41(0)31 323 82 38
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