22.3.2010: Forschung international

Entwaldung wird von lokalen Machtstrukturen mitbestimmt

Les structures locales du pouvoir influencent la déforestation



Sebastian Koch, Heiko Faust und Jan Barkmann

Um Strategien einer nachhaltigen Nutzung tropischer Regenwälder umsetzen zu können, gilt es zunächst, die lokalen Macht- und Zugangsstrukturen zu verstehen. Anhand dreier sich in unterschiedlichen Stadien eines Transformationsgradienten befindlichen Dörfern in der Lore-Lindu Region in Zentralsulawesi (Indonesien) haben Wissenschaftler diese Strukturen exemplarisch analysiert sowie die institutionellen Aspekte bezüglich der fortschreitenden Entwaldung auf Dorfebene und die Charakteristika der einzelnen Haushalte, die aktiv Waldfächen in landwirtschaftlich genutzte Flächen umwandeln, untersucht. Die Studie belegt die relative Effektivität traditioneller Institutionen, den Zugang zu natürlichen Ressourcen zu regulieren, deckt jedoch auch deren problematische soziale Auswirkungen auf.

Les structures locales du pouvoir influencent la déforestation
Pour mettre en oeuvre une stratégie pour une utilisation durable des forêts tropicales, il s’agit dans un premier temps de comprendre les structures locales du pouvoir et de l’accès aux ressources naturelles. A l’exemple de trois villages de la région de Lore-Lindu dans le Sulawesi central (Indonésie) se situant à différents stades sur un gradient de transformation, des scientifiques ont analysé ces structures et étudiés les aspects institutionnels influençant l’avancée de la déforestation à l’échelle des villages, ainsi que les caractéristiques des différents ménages participant activement à la transformation des surfaces forestières en surfaces agricoles. L'étude montre l'efficacité toute relative des institutions traditionnelles pour réguler l'accès aux ressources naturelles, mais révèle aussi les problèmes de leurs répercussions sociales.



Die fortschreitende Zerstörung tropischer Regenwälder und der damit einhergehende Verlust an Biodiversität schreiten kontinuierlich voran. Neben der Umwandlung von Wald in Plantagen und Weiden spielen – besonders in entfernten ländlichen Regionen – auch Kleinbauern eine bedeutende Rolle bei der Entwaldung.
Die Bergregenwälder Zentralsulawesis sind Teil des globalen Wallacea-Biodiversität-Hotspots und beheimaten viele endemische Tier- und Pflanzenarten. Die Waldverluste im Bereich des dortigen Lore-Lindu Nationalparks unterscheiden sich zwischen umliegenden Dörfern stärker, als dies durch quantitative Haushaltsdaten zu erklären ist. Darauf aufbauend wurden Unterschiede in den Machtstrukturen bezüglich des Zugangs zu natürlichen Ressourcen zwischen einzelnen Dörfern untersucht.
Die Ergebnisse der Studie basieren auf halbstrukturierten, qualitativen Interviews mit Schlüsselinformanten und Führungspersonen der autochthonen und der hinzugezogenen Bevölkerung aus drei sich unterscheidenden Dörfern. Untersuchungsdorf A ist gekennzeichnet durch feudale Machtstrukturen ausgehend von einer Gruppe autochthoner Familien, die nahezu alle Positionen der formalen Dorfführung und des traditionellen Dorfrats innehaben und die Entwaldung und Landverkäufe begrenzen.
Solche institutionellen Restriktionen bestehen im Untersuchungsdorf C kaum. Die traditionellen und formalen Machtverhältnisse wurden hier weitgehend durch ökonomische Machtverhältnisse ersetzt, welche sich wiederum auf den Erwerbsanbau der internationalen Handelsware Kakao gründen. Die Abholzungsraten sind hier deutlich höher.
Im Dorf B sind die traditionellen Machstrukturen oberflächlich noch vorhanden, Landverkäufe sind aber weniger stark begrenzt – und die Abholzungsraten ebenfalls recht hoch. Zusammenfassend belegt die Studie die relative Effektivität traditioneller Institutionen, den Zugang zu natürlichen Ressourcen zu regulieren, deckt jedoch auch deren problematische soziale Auswirkungen auf.


Keywords:
Entwaldung, Kleinbauern, tropischer Regenwald, Machtstrukturen, Indonesien

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Koch S., Faust H., Barkmann J. (2008). Differences in Power Structures Regarding Access to Natural Resources at the Village Level in Central Sulawesi (Indonesia). Austrian Journal of South-East Asian Studies 1(2): 59-81.

Koch S. (2009). Driving Forces of Tropical Deforestation at the Forest Frontiers of Central Sulawesi – An Institutional and Demographic Perspective. Pacific News 32, 18-21.


Studie herunterladen

Kontaktadresse:
Sebastian Koch
Georg-August-Universität Göttigen
Albrecht-von-Haller-Institut für Pflanzenwissenschaften
Didaktik der Biologie
Waldweg 26
D-37075 Göttingen

skoch@uni-goettingen.de
Tel: +49 (0)551 39 14015


Zurück zur Liste