22.2.2010: Forschung CH
Waldbrände – die Regeneration ist das wahre Naturspektakel
Incendie de forêt – la régénération est un véritable spectacle de la nature
Thomas Wohlgemuth et al.
Am Beispiel des Waldbrands von Leuk im Sommer 2003, dem grössten derartigen Ereignis im Walliser Zentraltal seit hundert Jahren, werden die vielfältigen Auswirkungen solcher Ereignisse auf die Natur aufgezeigt. Ein kürzlich erschienener Bericht enthält Dokumentationen des Brandes, der Sofortmassnahmen, Angaben zur räumlichen und zeitlichen Brandhäufigkeit, zu den Veränderungen der Standortsbedingungen, zum Verjüngungserfolg des Waldes und zur grossartigen Entwicklung der Biodiversität.
A l’aide de l’exemple de l’incendie de forêt de Loèche en été 2003, le plus grand sinistre de ce type en Valais ces cent dernières années, des chercheurs ont montré les différentes conséquences que ce genre d’événements a sur la nature. Un rapport publié récemment comprend une documentation sur l’incendie, sur les mesures prises immédiatement, sur la fréquence dans l’espace et dans le temps de tels incendies, sur les changements des conditions locales, sur le succès de rajeunissement de la forêt et sur le formidable développement de la biodiversité.
Ein Waldbrand wird in der Schweiz auf der Alpennordseite und in den Zentralalpen als aussergewöhnliches und negatives Ereignis wahrgenommen. Die unmittelbare Erhöhung der Erosionsgefahr sorgt für Unsicherheit, und die sichtbare grossflächige Zerstörung von Natur macht fassungslos. Doch wie bei den meisten Naturkatastrophen ist das wahre Naturspektakel die nachfolgende Regeneration.
Allem Anschein nach kehren die allermeisten Arten, die durch den Brand verschwunden sind, früher oder später wieder ins Gebiet zurück. Die Wiederbesiedlung führt innerhalb von rund drei bis fünf Jahren in allen untersuchten Höhenstufen zu einer grossen Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren, die beispielsweise bei den Farn- und Blütenpflanzen jene der Artenvielfalt der intakten Wälder deutlich übertrifft. Dabei ändern die Dominanzen von besonders auffälligen Blütenpflanzen wie Wald-Weidenröschen, Rotes Seifenkraut oder Färberwaid von Jahr zu Jahr. Frische Brandflächen, die kurz- bis mittelfristig nur unvollständig mit Vegetation bedeckt sind, bieten vorübergehend ein geeignetes Habitat für mehrere Vogelarten wie Steinrötel, Zippammer und Gartenrotschwanz, die sonst in der Kulturlandschaft seltener oder gar nicht vorkommen. Sogenannte pyrophile Insekten siedeln sich auf Waldbrandflächen in grosser Häufigkeit an und verschwinden nach geraumer Zeit wieder. So gesehen zeigt die dem Waldbrand folgende Farben- und Formenpracht den Selbstheilungsprozess der Natur, der auch auf grösseren Flächen nach bereits kurzer Zeit einsetzt.
Was generell für die Vielfalt von Arten gilt, erfährt eine Einschränkung in der Baumartenverjüngung entlang des Feuchtigkeitsgradienten. Während in den oberen Höhenlagen eine Abfolge von Busch- zu Fichten-Lärchenwald bereits heute absehbar ist, dürfte eine ähnliche Abfolge von Waldentwicklungsstadien in tiefen Lagen ohne Aufforstung länger dauern. Die schon in früheren Studien festgestellte spärliche Ansiedlung der Waldföhre auf Aschesubstrat wurde beim Waldbrand von Leuk bestätigt. Ein Verjüngungserfolg nach Waldbrand in tiefsten Lagen des Wallis hängt stark von der Witterung in den nachfolgenden Jahren ab. Feuchte Jahre sind günstig für die Ansiedlung, während in trockenen Jahren dem Wurzelwachstum von Baumsämlingen Grenzen gesetzt sind.
Keywords:
Waldbrand, Biodiversität, Wallis, Klimawandel, Prävention
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Wohlgemuth T. et al. (2010). Leben mit Waldbrand. Merkbl. Prax. 46: 1-16.
Wohlgemuth T. et al. (2010). Vivre avec les incendies de forêt. Not. prat. 46: 1-16.
http://www.wsl.ch/publikationen/reihen/merkblatt/10052_DE
http://www.wsl.ch/publikationen/reihen/merkblatt/10052_FR
http://www.wsl.ch/publikationen/pdf/10053.pdf
Studie herunterladen
Kontaktadresse:
Thomas Wohlgemuth
Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL
Zürcherstr. 111
CH-8903 Birmensdorf
wohlgemuth@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 2317
Zurück zur Liste