4.2.2010: Forschung CH
Genfluss zwischen Auerhuhnpopulationen
Flux génétiques entre populations de grands tétras
Urs Kormann
Die Bestrebungen zur Förderung des Auerhuhns in der Schweiz haben zum Ziel, die Überlebensfähigkeit der nationalen Auerhuhnpopulation zu verbessern. Dabei soll auch der regionale Lebensraumverbund zwischen räumlich getrennten Populationen verbessert werden. Wissenschafter der Eidgenössische Forschungsanstalt WSL und der Universität Bern haben mit genetischen Methoden erstmals untersucht, wie gross der Austausch von Auerhühnern zwischen Teilpopulationen ist und welche Landschaftsfaktoren den Austausch am stärksten beeinflussen.
Les efforts en faveur du grand tétras en Suisse ont pour objectif d’améliorer la survie des populations nationales de grands tétras. A l’échelle régionale, la trame des habitats favorables entre populations spatialement isolées devrait aussi être améliorée. Des scientifiques de la Station fédérale WSL et de l’Université de Berne ont pour la première fois examiné, à l’aide de méthodes génétiques, l’ampleur des échanges entre grands tétras de populations différentes et les facteurs paysagers influençant le plus fortement ces échanges.
Ein Forscherteam beprobte in den Jahren 2003 und 2008 fünf Teilpopulationen des Auerhuhns in den nordöstlichen Voralpen (Toggenburg–Schwägalp). Das Team sammelte in den Wintereinstandsgebieten Losungsproben der anwesenden Individuen nach einem räumlich standardisierten Verfahren. Im Labor wurde mit 11 nukleären Mikrosatelliten der genetische Fingerabdruck der Proben bestimmt und daraus die genetische Populationsstruktur hergeleitet. Die räumliche Zuordnung der Genotypen und deren verwandtschaftlichen Beziehungen erlaubten es, die Anzahl der Individuen, die Häufigkeit der Dispersionsereignisse und in gewissen Fällen die Richtung des Austausches von Individuen zwischen den untersuchten Teilpopulationen zu schätzen.
Im Untersuchungsgebiet liessen sich insgesamt 88 individuelle Genotypen bestimmen. Zwischen den Erhebungsjahren kam es mindestens 13 Mal zum genetischen Austausch über zuwandernde und reproduzierende Auerhühner aus benachbarten Populationen. Mehrheitlich erfolgte die Zuwanderung entlang der Talflanken, in Einzelfällen aber auch quer über das Haupttal (Toggenburg). Wie erwartet war der Anteil an Zuwanderungen bei Weibchen höher als bei Männchen.
Aufgrund des Vergleichs des Genflusses mit Landschaftsmodellen gehen wir davon aus, dass Bergrücken, vor allem wenn sie über der Waldgrenze liegen, als Dispersionsbarrieren wirken, während die Haupt- und Seitentäler im Toggenburg von Auerhühnern gelegentlich überquert werden. Erfreulicherweise hat der Auerhuhnbestand im Untersuchungsgebiet zwischen 2003 und 2008 um bis zu einem Drittel zugenommen.
Keywords:
Auerhuhn, Dipersion, Landschaftsgenetik, Lebensraumverbund, Populationsschätzung
Art der Publikation:
Masterarbeit
Literatur:
Kormann U. (2009). Landscape genetics in capercaillie (Tetrao urogallus L.): Combining direct and indirect methods to quantify dispersal and functional connectivity in a mountain landscape. Ms thesis, University of Bern. 53 p.
http://www.wsl.ch/personal_homepages/bollmann
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Kontaktadresse:
Dr. Kurt Bollmann
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstarsse 111
CH-8903 Birmensdorf
+41 (0)44 739 24 11
Tel: +41 (0)44 739 24 11
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