14.11.2003: Forschung CH

Biodiversität im Wald: Wieviel Totholz braucht es?




Rita Bütler Sauvain

Fehlt Totholz im Waldökosystem, ist die Arterhaltung nicht gewährleistet. Moderne, nachhaltige Waldbewirtschaftung will deshalb nicht nur gesunde Bäume, sondern auch Totholz. Aber wieviel? Eine Studie hat Antworten auf diese Frage gefunden.


Totholz in bewirtschafteten Wäldern ist oft in so spärlichen Mengen vorhanden, dass spezialisierte, totholzabhängige Arten gefährdet sind. Ein Ziel nachhaltiger Waldbewirtschaftung ist die Arterhaltung. Somit muss auch Totholz im Wald seinen Platz haben. Allerdings ist bis heute nicht gewiss, wieviel Totholz tatsächlich für die Arterhaltung nötig ist. Eine Antwort könnte in Naturwäldern gefunden werden. Jedoch sind Totholzmengen in Naturwäldern manchmal so extrem hoch – bis 40% des gesamten Holzvolumens – dass sie nicht als Richtwerte für multifunktionale Wirtschaftswälder in Frage kommen. Ein anderer Weg zu einer Antwort ergibt sich aus den Totholzansprüchen gewisser, sorgfältig ausgewählter Arten. In der vorliegenden Untersuchung wurden die Ansprüche des Dreizehenspechts bezüglich Totholz in subalpinen Fichtenwäldern der Schweiz und borealen Nadelwäldern in Schweden untersucht. Der Dreizehenspecht gilt als Indikatorart für Wälder mit guter ökologischer Qualität und hoher biologischer Vielfalt, speziell für Waldvögel, als Schlüsselart (keystone species) und sogar als Schirmart (umbrella species). Aus diesen Gründen wird davon ausgegangen, dass die Erhaltung seiner Habitate auch vielen anderen Arten zugute kommt. Es werden konkrete quantitative Empfehlungen für ökologisch sinnvolle Totholzmengen in Fichtenwäldern gegeben.
Im Hinblick auf ein künftiges Totholzmonitoring wurde in dieser Untersuchung auch eine Methode zur raschen quantitativen Erfassung von stehendem Totholz ausgearbeitet. Einzelne tote Bäume sowie Totholz-Baumgruppen sind auf Infrarot-Luftbildern sichtbar. Werden solche Luftbilder stereoskopisch ausgewertet und digitalisiert, so können mit Hilfe eines Geographischen Informationssystems (GIS) Karten der Totholzverbreitung hergestellt werden, mit deren Hilfe verschiedene quantitative Berechnungen möglich werden (z.B. Anzahl tote Bäume pro Hektar).

Keywords:
Totholz, Waldbewirtschaftung, Dreizehenspecht, Fichtenwald, Nachhaltigkeit

Art der Publikation:
Dissertation

Literatur:
Bütler Sauvain, R. (2003): DEAD WOOD IN MANAGED FORESTS: HOW MUCH AND HOW MUCH IS ENOUGH? Development of a Snag Quantification Method by Remote Sensing & GIS and Snag Targets Based on Three-toed Woodpecker’s Habitat Requirements. Thèse N° 2761, Faculté Environnement naturel, architectural et construit, Ecole polytechnique fédérale, Lausanne.
http://library.epfl.ch/theses/?display=detail&nr=2761

Kontaktadresse:
Rita Bütler Sauvain, EPFL, ENAC – Gestion des écosystèmes, CH-1015 Lausanne
Rita.Buetler@epfl.ch
Tel: +41 (0) 21 693 63 36
Fax: +41 (0) 21 693 57 60

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