19.1.2010: Forschung international

Wilde Verwandte hilft Kulturgerste gegen Krankheit

Un proche parent sauvage à la rescousse de l’orge cultivée



M. Scholz et al.

Züchtungsforscher nutzen ein neu gefundenes Resistenz-Gen aus Wildgerste, um Kulturgerste resistent gegen das schädliche Gelbverzwergungs-Virus zu machen. Damit zeigt sich, wie wichtig die Erhaltung der genetischen Vielfalt für die Ernährungssicherheit der steigenden Weltbevölkerung ist.

Des chercheurs en cultures végétales utilisent un nouveau gène de résistance récemment découvert dans l’orge sauvage afin de rendre l’orge cultivée résistante au virus du nanisme jaune. Cela montre l’importance de conserver la diversité génétique pour assurer la sécurité alimentaire d’une population mondiale croissante.


Gerstengelbverzwergungsvirus klingt zwar lustig, Landwirten vergeht jedoch das Lachen angesichts der Schäden, die die Viren der Luteo-Familie bei Gerste und anderem Getreide anrichten. Das Gelbverzwergungsvirus (BYDV für Barley Yellow Dwarf Virus) profitiert vom Klimawandel. Seine Überträger sind wärmeliebende saugende Insekten wie die Haferblattlaus und die Große Getreideblattlaus. Das BYD-Virus verursacht in Wintergerste nach milden Wintern erhebliche Ertragseinbussen (zuletzt in 2007), da in solchen Wintern die Blattläuse im Januar/Februar noch aktiv sind. Die Bekämpfung ist nur durch eine rechtzeitige Insektizidbehandlung möglich, die die Vektoren abtötet, bevor sie das Virus im Pflanzenbestand verbreiten können. Eine nachhaltigere Strategie ist der Anbau resistenter Sorten.
Versuche, neue Gersten-Sorten zu züchten, die den durch Blattläuse übertragenen Viren Paroli bieten, scheiterten aber bisher. Keine der näheren Verwandten der Kulturgerste besaß die nötigen Resistenz-Gene. Züchtungsforscher sind nun jedoch bei einer Wildart fündig geworden, deren Resistenz-Gen in die Kulturgerste Hordeum vulgare übertragen wurde. Resultat ist eine virusresistente Pflanze. Wie sie bei diesem «smart breeding» vorgegangen sind, beschreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift «Theoretical and Applied Genetics».
Das Erbgut der «wilden Verwandten» von Kulturpflanzen erweist sich immer wieder als großer Schatz. Die Forscher haben bereits zwei Gene gegen bodenbürtige Gelbmosaikviren, ein Gen gegen Rhynchosporium-Blattflecken, ein Gen gegen Mehltau und eines gegen Zwergrost mit modernen Kreuzungsmethoden aus der Wildart Hordeum bulbosum in die Kulturgerste Hordeum vulgare übertragen. Momentan arbeiten sie an der Resistenz gegen Ramularia und gegen Fadenwürmer (Getreidezystennematoden).


Keywords:
Genetische Vielfalt, Gerste, Pflanzensorten, Resistenz-Gen, Ernährungssicherheit

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Scholz M. et al. (2009). Ryd4Hb: a novel resistance gene introgressed from Hordeum bulbosum into barley and conferring complete and dominant resistance to the barley yellow dwarf virus. Theoretical and Applied Genetics 119, 837-849.

Kontaktadresse:
Dr. Peter Wehling
Institut für Züchtungsforschung an landwirtschaftlichen Kulturen
Am Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI)
Rudolf-Schick-Platz 3
D-18190 Sanitz OT Groß Lüsewitz

peter.wehling@jki.bund.de
Tel: +49 (0)38 209 45 200


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