12.11.2009: Forschung international

Die lokale Bevölkerung am Rand von Schutzgebieten ernst nehmen

Tenir compte de la population locale en bordure des zones protégées



Silvia Werner

Eine Wissenschafterin hat sich am Beispiel des indonesischen Kerinci-Seblat Nationalparkes und seiner Randzone mit dem Problem auseinandergesetzt, wie die Erfordernisse des Naturschutzes und die Bedürfnisse der Anwohner von Naturschutzgebieten miteinander in Einklang gebracht werden können. Sie rät zu einer Integration des traditionellen Umweltwissens und Umweltmanagement-Systems in Entwicklungs- und Naturschutzvorhaben sowohl in der Forschung als auch in der Praxis.

Une scientifique s’est intéressée à la problématique de concilier les impératifs de la protection de la nature avec les besoins des riverains, à l’exemple du parc national indonésien Kerinci-Seblat et de ses régions marginales. Elle conseille une intégration des connaissances environnementales et des systèmes de gestion traditionels de l’environnement dans les démarches de développement et de protection de la nature, aussi bien pour la recherche que pour la pratique.


Sowohl bei existierenden Naturschutzgebieten als auch bei der Schaffung neuer Naturschutzgebiete stellt sich immer die Frage nach der Art der Interaktion zwischen diesen und der umliegenden Bevölkerung. Die Untersuchung galt daher vorrangig dem Kommunikationsproblem zwischen Akteuren im Naturschutz und der ansässigen Bevölkerung. Das Hauptproblem im Naturschutz stellen die Verständnisprobleme der beteiligten Gruppierungen, besonders hinsichtlich ihrer Naturwahrnehmung dar.
Die Erfahrung sowohl des amtlichen Umweltschutzes als auch von Entwicklungsprojekten zeigen, dass Beratungsversuche fruchtlos bleiben, wenn sie die örtlichen Bedürfnisse und Prioritäten nicht in Betracht ziehen. Solange die Nationalparkgrenzen nicht unter Einbeziehung der Anwohner festgelegt werden, sind die Schutzgebiete dadurch Übergriffen auf ihr Territorium gefährdet.
Für eine Fallstudie wurden mehrere Dörfer am Ostrand des Kerinci-Seblat Nationalparkes (KSNP) ausgewählt. Die vor-Ort-Untersuchungen befassten sich zuerst mit der Identifizierung der Hauptkomponenten der Agrarlandschaft sowie ihrer Nutzung. Da sich das lokale Landnutzungssystem vor allem aus den Komponenten Wanderfeldbau und Waldgärten zusammensetzt, konzentrierte sich die Arbeit auf die Struktur und Zusammensetzung des Trockenfeldbaus und dessen botanische und bodenkundliche Eigenschaften.
Zur Ergänzung dieses naturwissenschaftlichen Ansatzes wurde das örtliche bodenkundliche und botanische Umweltwissen dokumentiert, sowie die Kriterien der Bauern zur Auswahl landwirtschaftlicher Flächen. Dazu wurde die Nutzung und Wahrnehmung des an die Trockenfelder angrenzenden Primärwaldes untersucht. Dabei ging es darum, sowohl die Rolle und Wichtigkeit des Primärwaldes für die Dorfbevölkerung zu erforschen, als auch Kenntnis über das Gewohnheitsrecht hinsichtlich des Waldes zu erlangen.
Den Abschluss bildet die Analyse der gegenwärtigen Beteiligung der ansässigen Bevölkerung an der Nationalpark-Planung, der Einrichtung des Parks und dessen Management. Dabei wurde auch die Meinung der Dorfbevölkerung über ihre Involvierung sowie über den Park selbst dokumentiert.
Die Ergebnisse ermöglichen eine Problemanalyse darüber, inwiefern die Nichtbeachtung lokaler Meinungen und Bedürfnisse Probleme hervorruft, welche durch ein gegenseitiges Verständnis der Akteure hinsichtlich ihrer Ansichten hätte vermieden werden können. Die Arbeit versteht sich als Beitrag zur Entwicklung eines Instruments, welches eine erfolgreichere Kommunikation zwischen der lokalen Bevölkerung und Umweltschützern ermöglicht, die allgemein akzeptierte Naturschutz-Übereinkünfte hervorbringen kann.


Keywords:
Nationalpark, Agroforstsysteme, Indonesien, Co-Management, Sukzession

Art der Publikation:
Dissertation

Literatur:
Werner S. (2004). Environmental Knowledge and Resource Management: Sumatra's Kerinci-Seblat National Park. Technische Universität Berlin. Berliner Beiträge zu Umwelt und Entwicklung, Bd. 22. Kurzfassung (20 S.) mit CD (351 S.)
http://http://www.ub.tu-berlin.de/index.php?id=1553#c5091



Kontaktadresse:
Dr. Silvia Werner
Osterburgstr. 32
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Deutschland

silvia_werner@yahoo.de
Tel: +49 (0)5152 524240


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