12.11.2009: Forschung CH

Hornmoose im Ackerland fördern

Favoriser les anthocérotes sur les terres cultivées



Irene Bisang, Ariel Bergamini, Luc Lienhard

Die Intensivierung der Landwirtschaft im 20. Jahrhundert führte zum Rückgang vieler spezialisierter Ackerbegleitpflanzen wie dem Schwarz- und dem Gelb-Hornmoos. Forschende konnten nun nachweisen, dass die beiden Hornmoosarten trotz Einführung des «Ökologischen Leistungsnachweises» (ÖLN) Ende der 1990er Jahre zurückgegangen sind. Mit einfachen Anpassungen der ÖLN-Vorgaben könnten die Hornmoose gefördert werden.

L’intensification de l’agriculture au cours du 20ème siècle a provoqué un recul de nombreuses plantes ségétales spécialisées, comme l’anthocérote noir et jaune. Des chercheurs ont pu mettre en évidence que les deux espèces d’anthocérotes ont reculé, malgré l’introduction des «prestations écologiques requises» (PER) à la fin des années 1990. Avec des adaptations simples aux exigences des PER, on pourrait favoriser les anthocérotes.


Traditionell bewirtschaftete Äcker beherbergen eine spezialisierte Flora, die an regelmässige Störungen durch die Bewirtschaftung, insbesondere Umbruch, angepasst sind. Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Praxis im Laufe des 20. Jahrhunderts führte zum Rückgang und der Gefährdung zahlreicher Arten des Kulturlandes. Dazu gehören auch Hornmoose, eine kleine, eigene Entwicklungslinie der Moose. Hornmoose sind in der Schweiz nördlich der Alpen durch das Schwarz- und Gelb-Hornmoos (Anthoceros agrestis, Phaeoceros carolinianus) vertreten. Diese sind in Mitteleuropa weitgehend an Ackerland gebunden. Untersuchungen in ausgewählten Äckern des Schweizer Mittellandes in den Jahren 1989 bis 1995 haben ergeben, dass der Typ der Feldfrucht und die dafür spezifischen Anbaumethoden entscheidend sind für die Hornmoos-Vorkommen. Optimal entwickelt sind die Hornmoose im Herbst in unbearbeiteten Stoppelfeldern.
Um Effekte der allgemeinen Ökologisierung der Landwirtschaft seit Abschluss dieser Erhebungen und des 1999 eingeführten «Ökologischen Leistungsnachweis» und die damit verbundenen veränderten Bodenschutzauflagen auf die beiden Hornmoose zu beurteilen, wurden die Felder erneut zwischen 2005 bis 2007 untersucht. Die Vorkommen der beiden Arten haben in dieser Zeit im Untersuchungsgebiet abgenommen, was durch die Abnahme der Anzahl unbestellter Stoppelfelder im Spätsommer/Herbst erklärbar ist. Die feucht-kühle Witterung im extrem niederschlagreichen Sommer 2007 hatte einen positiven Einfluss auf die Hornmoos-Vorkommen. Hornmoos-Sporen können ungünstige Bedingungen während mindestens zwei bis drei Jahren im Boden überdauern.
Sollen die Hornmoose – insbesondere das in der Roten Liste aufgeführte Gelb-Hornmoos – im Agrarland des Schweizer Mittellandes längerfristig erhalten bleiben, sind gezielte Massnahmen zu deren Förderung notwendig. Wir schlagen drei alternative Anpassungen des ökologischen Ausgleichs im Rahmen des «Ökologischen Leistungsnachweises» in Getreideäckern mit bekannten Hornmoos-Vorkommen vor: (1) Ackerschonstreifen als «Stoppelstreifen» belassen und erst im Spätherbst umbrechen; (2) ausgewählte Felder ohne Einsaat als Stoppelfelder belassen und erst im Spätherbst umbrechen; (3) Segetalflorastreifen (Ackerschonstreifen ohne Einsaat von Kulturpflanzen) mit Umbruch im Winter. Diese Massnahmen werden andere typische Ackermoose und einjährige Blütenpflanzen der Segetalflora ebenso fördern, und dürften auch für Brutvögel des Ackerlandes vorteilhaft sein.


Keywords:
Ackerbau, Diasporenbank, Moose, Ökologischer Leistungsnachweis, Ackerschonstreifen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Bisang I., Bergamini A. , Lienhard L. (2009). Environmental-friendly farming in Switzerland is not hornwort-friendly. Biological Conservation 142, 2104-2113
http://www.sciencedirect.com/science/journal/00063207

Kontaktadresse:
Irene Bisang
Naturhistoriska riksmuseet
Box 50007
SE-10405 Stockholm
Schweden

irene.bisang@nrm.se
Tel: +46 (0)8 51 95 41 30


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