6.10.2009: weitere Links

Memorandum «Ökonomie für den Naturschutz»

Mémorandum «L’économie en faveur de la protection de la nature»



«Ökonomie für den Naturschutz» lautet der Titel eines Memorandums, mit dem 19 Wissenschaftler aus Deutschland und das deutsche Bundesamt für Naturschutz (BfN) eine ökonomische Inwertsetzung ökologischer Leistungen sowie damit verbunden klare finanzielle Anreize zum Schutz der Natur in Deutschland fordern.

«L’économie en faveur de la protection de la nature», tel est le titre d’un mémorandum à l’aide duquel 19 scientifiques d’Allemagne et l’office national pour la protection de la nature réclament une valorisation économique des services écologiques ainsi que des incitations financières claires allant dans ce sens et favorisant la conservation de la nature en Allemagne.


Die Kernforderungen des Memorandums lauten,
• die biologische Vielfalt und die Leistungen, die Ökosysteme erbringen, stärker auch ökonomisch in Wert zu setzen
• klare ökonomische Anreize für den Schutz und die nachhaltige Nutzung unserer Lebensgrundlagen setzen;
• stärker ergebnisorientiert steuern;
• Synergien nutzen;
• neue Märkte für Naturschutz und naturschutzgerecht hergestellte Produkte schaffen;
• mehr Verantwortung für die Biodiversität auch über die Grenzen hinaus wahrnehmen.

«Märkte funktionieren nur dann zugunsten der Gesellschaft, wenn die richtigen Anreize gesetzt weden», sagt der Naturschutzökonom Prof. Ulrich Hampicke vom DUENE-Institut an der Universität Greifswald. Kurzfristige Gewinnmaximierung, das zeige die derzeitige Wirtschaftskrise überdeutlich, und Raubbau an der Natur bringen bestenfalls für einige Wenige kurzfristige Vorteile. Die Gesellschaft verliert. «Wenn die ökonomischen Anreize so gesetzt werden, dass Naturerhalt honoriert wird, werden die wirtschaftlichen Akteure selbst Ideen und Know-How entwickeln, um Naturschutz kostengünstig und effizient zu betreiben, und zwar im Einklang mit anderen wirtschaftlichen Zielen», erläutert Dr. Frank Wätzold vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) das Credo der Wissenschaftler.
Wie das praktisch funktionieren soll, zeigt das Memorandum unter anderem am Beispiel der Landwirtschaft. Hier lautet die Forderung: Die Honorierung der Landwirte für Umwelt- und Naturschutzleistungen stärker abhängig machen von nachweisbaren Erfolgen. Für die Unterstützung der Landwirtschaft insgesamt soll gelten: Weniger Einkommenssubventionen ohne Gegenleistung, dagegen mehr Orientierung am Prinzip «public money for public goods» (öffentliches Geld für öffentliche Güter) insbesondere auch für den Schutz der Natur.
Nicht nur in der Landwirtschaft, auch im Überschneidungsbereich zwischen Klimapolitik und Natuschutz fehlt es nach Ansicht der Wissenschaftler an den richtigen Anreizen. Denn gerade auch unter ökonomischen Gesichtspunkten ist praktizierter Naturschutz aktiver Klimaschutz. So werden auf grosser Fläche beispielsweise in Norddeutschland ehemalige Moorböden landwirtschaftlich genutzt. Dabei zersetzt sich der im Boden gebundene Kohlenstoff nach und nach und gibt dabei in erheblichem Umfang das Klimagas Kohlendioxid ab. Nach einer Studie unter Leitung von Ulrich Hampicke wäre dagegen die Wiedervernässung solcher Flächen, eventuell kombiniert mit einer Holzbewirtschaftung auf der Basis der Schwarzerle eine sowohl wirtschaftlich als auch für den Naturschutz und das Klima günstigere Alternative. «Mit solchen Nutzungssystemen, die gleichzeitig zu mehr Naturschutz führen, könnte man Kohlendioxid zum «Schnäppchenpreis» einsparen: Mit etwa ein bis zwei Euro pro Tonne CO2 wäre das ungefähr 50mal billiger als eine entsprechende Einsparung durch Windenergie. Leider gibt es für solche Massnahmen keine staatlichen Anreize», so Ulrich Hampicke.


Keywords:
Ökonomie, Nachhaltigkeit, Anreize, Naturschutz, Ziele

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Memorandum: Ökonomie für den Naturschutz – Wirtschaften im Einklang mit Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt. Greifswald, Leipzig, Bonn, August 2009.
http://www.business-and-biodiversity.de/
http://www.bmu.de/naturschutz_biologische_vielfalt/teeb/doc/43001.php
http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript192.pdf

Mehr Informationen unter:

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Ulrich Hampicke
Institut für Botanik und
Landschaftsökologie
Lehrstuhl für Landschaftsökonomie
Grimmer Strasse 88
D-17487 Greifswald

hampicke@uni-greifswald.de


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