10.8.2009: Forschung CH

Braunkehlchen benötigt eine ökologischere (Berg-)Landwirtschaft

Le tarrier des prés a besoin d’une agriculture (de montagne) écologique



Petra Horch et al.

Die Bestände des Braunkehlchens in der Schweiz sind rückläufig. Im Rahmen des Programms «Artenförderung Vögel Schweiz» werden in verschiedenen Regionen Fördermassnahmen umgesetzt. Eine Untersuchung hat nun gezeigt, dass die Wirkung der Fördermassnahmen sehr unterschiedlich ist. Erfolg versprechen einzig Massnahmen, die grossflächige, spät geschnittene Blumenwiesen sicherstellen.

Les populations de tarriers des prés sont en diminution en Suisse. Dans le cadre du programme „Conservation des oiseaux de Suisse“, des mesures de conservation sont mises en place dans différentes régions. Une étude a désormais mis en évidence que les effets des mesures de conservation sont très variables. Seules les mesures garantissant une fauche tardive de grandes surfaces de prairies fleuries sont vouées au succès.


Das Braunkehlchen (Saxicola rubetra) ist in der Schweiz ein bedrohter Wiesenbrüter. Sein Bestand ist seit Beginn der 1930er Jahre rückläufig. Aus dem Mittelland ist die Art bis auf Restvorkommen verschwunden, die meisten Braunkehlchen besiedeln heute die wenig intensiv und extensiv bewirtschafteten Graslandgebiete der Montan- bis Subalpinstufe. In vielen Regionen der Schweiz und des nahen Auslands (französischer Jura und Elsass, Süddeutschland, Liechtenstein, Österreich) sind die Bestände rückläufig. Im Rahmen des Programms «Artenförderung Vögel Schweiz» setzen die Schweizerische Vogelwarte Sempach und der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz in verschiedenen Regionen der Schweiz zusammen mit Partnern Fördermassnahmen um. Die getesteten Fördermassnahmen können drei Gruppen zugeteilt werden: Habitatschutz und Habitatneuschaffung, Habitatoptimierung sowie Artenschutz.
Die Wirkung der Fördermassnahmen war unterschiedlich. Förderflächen sollten mindestens 15 bis 20 % eines geeigneten Habitats ausmachen und möglichst zusammenhängend im Minimum 10 bis 20 ha abdecken. Sie sollten bevorzugt an Stellen angelegt werden, wo im Vorjahr Reviere lagen. Das Stehenlassen von Altgras erhöht vermutlich die Attraktivität der Flächen für Braunkehlchen, insbesondere wenn überständige Pflanzen als Warten vorhanden sind. Auch als Nahrungsreservoir werden Krautstreifen, die bei der letzten Nutzung im Vorjahr stehen blieben, genutzt. Sie sollten mindestens eine Breite von 8 m und eine Länge von mehreren 100 m einnehmen. Willkürlich verteilte, kleine, spät geschnittene Wiesenflächen oder ein Anteil von weniger als 4 % spät geschnittener Flächen tragen in homogenen Wiesengebieten kaum zur Braunkehlchenförderung bei.
Die letzten Vorkommen des Braunkehlchens im schweizerischen Mittelland müssen gestärkt und vergrössert werden. Gleichzeitig müssen auch die Verbreitungsschwerpunkte im Alpenraum geschützt werden. Dazu braucht es eine vertieft ökologische (Berg-)Landwirtschaft, in der Leistungen für die Artenvielfalt besser abgegolten werden. Eine umfassendere Ausbildung und eine bessere Beratung der Landwirte sind wichtig. Label-Produkte mit einem Mehrwert für die Natur sind zu fördern, und die Öffentlichkeit ist stärker zu informieren.


Keywords:
Braunkehlchen, Saxicola rubetra, Artenförderung, ökologische Berglandwirtschaft

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Horch P. et al. (2008). Bestandsrückgang des Braunkehlchens Saxicola rubetra in der Schweiz, mögliche Ursachen und Evaluation von Fördermassnahmen. Ornithol. Beob. 105, 267–298.



Kontaktadresse:
Petra Horch
Schweizerische Vogelwarte
CH-6204 Sempach


petra.horch@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 00


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