7.4.2009: Forschung international
Biodiversität – was ist das?
La biodiversité, c’est quoi?
Netzwerk BioFrankfurt
Neuste Umfrageergebnisse aus Deutschland zeigen, dass die Wahrnehmung des Begriffs Biodiversität im letzten Jahr zwar leicht gestiegen ist, dass aber weiterhin große Defizite beim Verständnis klaffen. Es müssen vermehrt neue Kommunikationsformen entwickelt und ein Alltagsbezug zur Biodiversität hergestellt werden. Die Biodiversität muss zudem auch vor der Haustüre erlebbar gemacht werden.
De nouveaux résultats d’enquêtes en Allemagne montrent que la perception du mot biodiversité a légèrement augmenté ces dernières années, mais que d’importants déficits subsistent quant à sa compréhension. Il est nécessaire de développer de nombreuses et de nouvelles formes de communication et de mettre la biodiversité en rapport avec notre quotidien. La biodiversité doit pouvoir se vivre également devant le pas de sa porte.
Wissen die Menschen in Deutschland, was sich hinter dem sperrigen Begriff «Biodiversität» verbirgt? Wird der Stellenwert der aktuellen Biodiversitätskrise erkannt? Das Netzwerk BioFrankfurt – ein Zusammenschluss führender Forschungs-, Entwicklungs- und Naturschutzorganisationen im Raum Rhein-Main – hat dies in einer bundesweiten repräsentativen Umfrage unter 2000 Personen ergründet. Eine erste Umfrage mit den gleichen Fragen war bereits 2007 durchgeführt worden, so dass jetzt Veränderungen exakt messbar sind.
«Haben Sie schon einmal den Begriff Biodiversität oder Biologische Vielfalt gehört oder gelesen?» Mit 30,4% der bundesweit befragten Personen waren es im Oktober 2008 immerhin 4,7% mehr als noch im Frühjahr 2007 (25,7%), die diese Frage spontan mit «Ja» beantworteten. Dabei spielen die geografische Herkunft nach Bundesland oder die Familienverhältnisse keine große Rolle, wohl aber der Bildungsgrad. Von den Befragten mit Abitur oder Hochschulreife gab fast jeder Zweite an, den Begriff Biodiversität zu kennen (2008: 48,9%; 2007: 43,7%).
Wird genauer nachgefragt, zeigen sich jedoch weiterhin deutliche Defizite: Ein knappes Drittel der Befragten verbindet Biodiversität mit gesunden Nahrungsmitteln aus biologischem Anbau (2008: 31,8%; 2007: 29,6%). Nur etwa die Hälfte entschied sich für die richtige Antwort (der Begriff Biodiversität vereint die «Vielfalt der Gene, Arten und Ökosysteme»). Dennoch existiert ein beachtliches Krisenbewusstsein: Die Frage «Glauben Sie, dass die Bedrohung der Biologischen Vielfalt ein großes Problem für die Menschheit ist, ähnlich dem Problem des Klimaschutzes?» bejahte jede zweite befragte Person (2008: 51,6%; 2007: 48,2%).
Die aktuelle Umfrage zeigt, dass die Wahrnehmung des Begriffs Biodiversität gestiegen ist, dass aber weiterhin große Defizite beim Verständnis klaffen. Bedenklich ist, dass damit selbst in unserer hoch entwickelten Kultur- und Industrienation die Kenntnisse und das Problembewusstsein zu einer zentralen globalen Herausforderung, der Erhaltung der biologischen Vielfalt, in der breiten Bevölkerung noch sehr lückenhaft sind. BioFrankfurt empfiehlt daher, die Kommunikation des Begriffs Biodiversität und seiner weitreichenden Bedeutung weiter zu verstärken und in unseren Bildungssystemen zu verankern. Dabei gilt es, vermehrt neue Kommunikationsformen zu entwickeln, einen Alltagsbezug herzustellen und die biologische Vielfalt auch vor der Haustüre erlebbar zu machen. Die Beziehungen der globalen Zentren der Biodiversität in der Tropenzone zu unserem Lebensstil und dem weltweiten Verlust an Biodiversität müssen aufgezeigt und stärker ins Rampenlicht gerückt werden. Nur wenn ein selbstverständliches Bewusstsein für den Wert der Biodiversität, die Folgen der aktuellen Biodiversitätskrise und die akute Notwendigkeit zum Handeln entsteht, werden Wege gefunden werden, um langfristig funktionierende Ökosysteme mit ihren unersetzlichen Leistungen für den Menschen zu erhalten.
Keywords:
Biodiversität, Umfrage, Wahrnehmung, Biodiversitätskrise
http://www.biofrankfurt.de
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Bruno Streit
Sprecher BioFrankfurt
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Siesmayerstrasse 70-72
D-60323 Frankfurt am Main
streit@bio.uni-frankfurt.de
Tel: + 49 (0)69 79 824 711
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