7.4.2009: Forschung CH

Bisherige Gelder für nationalen Biotopschutz reichen nicht

L’argent attribué actuellement à la protection des biotopes n’est pas suffisant



Sascha Ismail et al.

Für den gesetzeskonformen Schutz und die Pflege der Biotope von nationaler Bedeutung wären jährlich 148 bis 183 Millionen Franken nötig, wie neueste Berechnungen von der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL, Pro Natura und dem Forum Biodiversität Schweiz zeigen. Dies ist gut doppelt so viel wie der Bund und die Kantone jährlich für diese Aufgabe ausgeben. Damit wird deutlich, dass der Gesetzesauftrag nicht in ausreichendem Masse erfüllt wird, wie auch Erfolgskontrollen zeigen. Zu den jährlichen Kosten kommen einmalig 700 Millionen bis anderthalb Milliarden Franken hinzu, mit denen die Biotope gemäss Gesetz regeneriert werden müssten, um ihre inventarisierte Qualität wieder herzustellen.

La protection et l’entretien des biotopes d’importance nationale exigeraient chaque année d’engager entre 148 et 183 millions de francs pour respecter les normes légales. Ces montants estimés par l’Institut fédéral de recherches WSL, Pro Natura et le Forum Biodiversité Suisse représentent plus du double de la somme attribuée aujourd’hui par la Confédération et les cantons à cette tâche. L’impossibilité de satisfaire entièrement les obligations légales devient ainsi évidente, ce que confirme d’ailleurs le suivi de ces biotopes. Outre les coûts annuels et conformément à la législation, un investissement unique de 700 à 1500 millions de francs serait nécessaire pour régénérer les biotopes afin de rétablir leur qualité d’origine.


Heute geben der Bund und die Kantone zusammen jährlich grob geschätzt 73 Millionen Franken für den nationalen Biotopschutz aus. Doch der gesetzeskonforme Schutz und die Pflege der knapp 6000 Biotope von nationaler Bedeutung – dazu gehören Hoch- und Flachmoore, Auen, Amphibienlaichgebiete, sowie künftig wohl auch Trockenwiesen und -weiden – würden jährlich 148 bis 183 Millionen Franken kosten. Erst mit dieser Summe kann eine angemessene Nutzung oder die natürliche Funktion der Lebensräume aufrechterhalten werden. Dies haben WSL, Pro Natura und das Forum Biodiversität der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz erstmals berechnet. Die Kostenspanne erklärt sich durch unterschiedlich weit gehende Massnahmen und das Ausblenden bzw. den Einbezug von Landwirtschaftsbeiträgen.
Der Vergleich zwischen den errechneten Kosten und den geschätzten heutigen Ausgaben zeigt: Es wären gut doppelt so viele Mittel nötig, um den Schutz und die Pflege der wertvollsten Lebensräume für die Tiere und Pflanzen in der Schweiz gemäss gesetzlichem Auftrag zu erfüllen. Die bisherige Unterfinanzierung hat denn auch Folgen: Objekte aller vier Feuchtbiotop-Typen sowie der Trockenwiesen- und weiden verlieren an Qualität und ihre Gesamtfläche wird immer kleiner.
Zu den jährlichen Kosten von 148 bis183 Millionen Schweizer Franken kommen 697 bis 1427 Millionen Franken als einmalige Investitionskosten. Damit sollen Biotope, die deutlich an Qualität verloren haben, wieder in ihren inventarisierten Zustand gebracht werden können. Diese Kostenspanne erklärt sich durch unterschiedliche Annahmen über den Bedarf an Aufwertungen. Die Summe ist so hoch, weil viele Objekte aller Biotop-Typen seit der Inventarisierung bereits an Qualität und Fläche eingebüsst haben. Beispielsweise müssen Entwässerungsmassnahmen in Flach- und Hochmooren rückgebaut, Trockenwiesen und -weiden entbuscht, Auen regeneriert und Amphibienlebensräume wieder hergestellt werden. Passiert dies nicht, werden die Roten Listen zahlreicher Pflanzen- und Tierarten noch länger. Der gesetzliche Schutz ist heute an vielen Biotopstandorten nicht sichergestellt.
Die Kosten zur Erhaltung der wertvollsten Lebensräume auf knapp zwei Prozent der Landesfläche der Schweiz erscheinen tragbar. Denn die zusätzlich notwendigen jährlichen Mittel halten sich in Grenzen: Sie entsprechen beispielsweise einer Mahlzeit zu zehn Franken pro Einwohner/in der Schweiz oder dem Bau von ein bis zwei Kilometer Autobahn. Die benötigten Mittel stellen einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt dar. Sie ermöglichen urtümliche und dynamische Landschaften zu schützen und tragen auch zum Klimaschutz bei. Sie helfen auch, über umfassendere Schutzkonzepte und fachliche Beratung die bisherigen Ausgaben wirkungsvoller einzusetzen. Guter Biotopschutz lohnt sich auch deshalb, weil er zur Attraktivität der Schweiz als Urlaubsland beiträgt und er eine Einkommensquelle für die Landwirtschaft, Landschaftsgärtner, Umweltbüros und Hochbau ist.



Keywords:
Schutzkosten, Pfelgekosten, Hochmoore, Flachmoore, Auen, Amphibienlaichgebiete, Trockenwiesen und –weiden,

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Ismail S. et al (2009). Kosten eines gesetzeskonformen Schutzes der Biotope von nationaler Bedeutung. WSL, Pro Natura und Forum Biodiversität Schweiz.
http://www.wsl.ch/news/presse/090407_biotopschutz_DE
http:// www.wsl.ch/news/presse/090407_biotopschutz_FR?redir=1&

Download:

Kontaktadresse:
Irmi Seidl
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
8903 Birmensdorf


irmi.seidl@wsl.ch
Tel: +044 739 23 24


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