13.8.2003: Forschung international
Kornrade ohne Zukunft?
Kurt Baumann
Die Kornrade ist vollständig an den Ackerbau angepasst. Dort will sie aber (zu Recht) niemand haben. Die Kornrade wird lediglich in Rabatten und in Brachflächen überleben.
Durch die modernen Anbaumethoden mit Saatgutreinigung und Herbizideinsatz sind einige Ackerwildkräuter stark gefährdet. Das gilt vor allem für die Kornrade (Agrostemma githago). Die Kornrade ist nirgends wild bekannt. Möglicherweise ist sie erst mit dem Getreideanbau entstanden, herausgebildet aus nah verwandten Arten. Die Kornrade ist so gut an den Ackerbau angepasst, dass sie ausserhalb der Äcker nicht existenzfähig ist. Beispielsweise sind die Samen nur wenige Monate keimfähig, müssen also jedes Jahr neu ausgebracht werden. Dies geschah in früheren Zeiten vor der Einführung der Saatgutreinigung automatisch mit dem Aussäen des Getreides. Wegen des Giftes in allen Pflanzenteilen war die Kornrade aber zu Recht gefürchtet. Durch Brot, das mehr als 7% Kornradeanteil hatte, kam es zu Massenvergiftungen. Die Kornrade hat aber auch positive Seiten: Untersuchungen haben gezeigt, dass Kornradeausscheidungen Weizen zu einer erhöhten Proteinproduktion anregen. Auch wirkt das Gift gegen Ackerschädlinge. Vielleicht führt das in der biologischen Schädlingsbekämpfung zur Einführung der Kornrade als Zwischenfrucht. Sonst wird sich die Kornrade nur als Zierpflanze in Rabatten erhalten oder in geschützten Ackerbegleitfloraprogrammen auf Brach- und Ackerrandstreifen.
Keywords:
Ackerwildkraut, Kornrade
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Baumann K. (2003): Ein verschwundenes Ackerwildkraut - die Kornrade. Natur und Museum 133, 86-90
Kontaktadresse:
Kurt Baumann, Botanische und Paläobotanische Abteilung, Forschungsinstitut Senckenberg, Senckenberganlage 25, D-60326 Frankfurt a. M.
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