24.11.2008: Forschung CH
Verstärken Insekten das Föhrensterben im Wallis?
Beat Wermelinger et al.
Im Rahmen einer grossangelegten Untersuchung zum Föhrensterben im Wallis wurde auch das Spektrum an holzbewohnenden Insekten erhoben. Die potenziell «schädlichen» Arten fanden sich unter den Pracht-, Bock-, Rüssel- und Borkenkäfern sowie eine Holzwespe. Bei diesen Arten wurde untersucht, welchen Verlichtungsgrad der Wirtsbäume sie bevorzugen. Das Ergebnis: Je lichter die Bäume und je trockener es wurde, desto grösser war die Besiedlungsdichte der Schadinsekten.
Seit den 1990er Jahren wird im Zentralwallis eine erhöhte Mortalität der Waldföhren (Pinus sylvestris) festgestellt. Um die Bedeutung von rinden- und holzbrütenden (xylobionten) Insekten in diesem Prozess zu untersuchen, wurden von 2001 bis 2005 Stamm- und Aststücke von insgesamt 209 Föhren im Labor ausgebrütet und die schlüpfenden Insekten bestimmt. Zudem wurden die Bäume des untersuchten Bestandes zweimal pro Jahr bezüglich der Kronentransparenz taxiert. Der Nadelverlust dient dabei als Mass für die Baumvitalität.
Die häufigsten forstschutzrelevanten Arten waren die Borkenkäfer Ips acuminatus und Tomicus minor (Curcul., Scolytinae), der Blaue Föhrenprachtkäfer Phaenops cyanea (Buprestidae) sowie die Holzwespe Sirex noctilio (Siricidae). Letztere hat allerdings lediglich im Einschleppungsgebiet Australasien eine Bedeutung als Schädling. Der stärkste Befall durch xylobionte Insekten fand generell an Föhren mit einem grossen Nadelverlust von 65 bis 80% statt.
Aufgrund der Entwicklungsdauer der einzelnen Arten und der regelmässig erhobenen Kronentransparenzen konnte der Nadelverlust der Wirtsbäume zum Zeitpunkt des Befalls eruiert werden. Dabei zeigten die Arten sehr unterschiedliche Präferenzen. Der Bockkäfer Acanthocinus aedilis oder der Borkenkäfer Orthotomicus longicollis beispielsweise entwickelten sich fast ausschliesslich in Föhren mit 70 bis 85% Nadelverlust. Am «aggressivsten» waren der Borkenkäfer Ips acuminatus und der Prachtkäfer Phaenops cyanea, die bereits Wirtsbäume mit lediglich 30 % Nadelverlust besiedelten. Immer unter der Voraussetzung, dass der Nadelverlust tatsächlich ein Mass für die Vitalität eines Baumes ist, befielen also auch die «aggressivsten» Arten nur Bäume mit reduzierter Abwehrkraft. Bäume mit nur geringem Nadelverlust könnten sich ohne Befall bei besseren Bedingungen wieder erholen. Solche mit starkem Befall durch die beiden aggressiven Arten sterben zwangsläufig ab.
Speziell beim blauen Föhrenprachtkäfer Phaenops cyanea hing die Befallsintensität deutlich vom Trockenheitsindex ab. Trockenheit gepaart mit hohen Temperaturen führen zu einer reduzierten Abwehrkraft des Wirtsbaums und zu einer schnelleren Vermehrung des Käfers.
Keywords:
Föhrensterben, Holzinsekten, Trockenheit, Klimawandel, Borkenkäfer
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Wermelinger B. et al. 2008. Assessing the role of bark- and wood-boring insects in the decline of Scots pine (Pinus sylvestris) in the Swiss Rhone valley. Ecol. Entomol. 33, 239-249.
http://www.wsl.ch/personal_homepages/wermelin/publikationen/index_DE
Kontaktadresse:
Beat Wermelinger
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Postfach
CH-8903 Birmensdorf
beat.wermelinger@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 22 58
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