13.8.2003: Forschung CH
Flussseeschwalben im Aufwärtstrend
Schweizerische Vogelwarte Sempach
Kanalisierte Flüsse, abgebaggerte Schotterbänke, in Badeplätze umfunktionierte Kiesinseln - seit über einem halben Jahrhundert hat die Flussseeschwalbe in der Schweiz keine natürlichen Brutstellen mehr. Dank künstlicher Nisthilfen ist sie trotzdem im Aufwind.
Die Flussseeschwalbe ist eine von 50 Prioritätsarten für Artenförderungsmassnahmen. Die Prioritätsarten sind gefährdete Vogelarten, die in der Schweiz nur dank speziellen Schutzmassnahmen weiterhin brüten. Bei der Flussseeschwalbe ist das Bereitstellen von künstlichen Brutplattformen lebenswichtig. Diese Nisthilfen werden von vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und lokalen Sektionen des Schweizer Vogelschutzes SVS - BirdLife Schweiz geplant, installiert und unterhalten.
Von der Flussseeschwalbe zur Flossseeschwalbe
In der Schweiz brütete die Flussseeschwalbe bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch an über 30 Orten, namentlich an der Aare und am Rhein. Durch Uferverbauungen und Flussbegradigungen gingen vegetationsarme, ungestörte Sand- und Kiesinseln, die natürlichen Brutplätze dieser eleganten Vögel, verloren. 1952 bestand einzig noch eine kleine Kolonie am Neuenburgersee.
Bereits damals begannen Vogelschützer, den Flussseeschwalben künstliche Nistgelegenheiten zu errichten. Sie bauten diese in Naturschutzgebieten, wo sie vor dem Erholungsbetrieb geschützt sind. Auf diesen Flossen, Plattformen und Kiesinseln brüten die Seeschwalben mittlerweile wieder an einigen Seen und Staustufen, z.B. am Neuenburger-, Boden- und Genfersee. In den letzten Jahren nisteten in der Schweiz in 12-16 Kolonien jeweils um 400 Paare, Tendenz steigend.
Regelmässiger Unterhalt der Nisthilfen
Das Bereitstellen der Brutplätze alleine ist indes nicht ausreichend. Verschmutzte Gewässer werden nicht besiedelt, ebenso wenig Kiesinseln, auf denen Pflanzen wuchern. Die Brutplätze müssen daher von Freiwilligen regelmässig fachgerecht gepflegt werden. Zudem werden auch jedes Jahr die genauen Brutbestände erhoben, wodurch der Gesamtbestand jederzeit überwacht werden kann. Ein guter Bruterfolg ist entscheidend, denn die Flussseeschwalben haben einen sehr langen Zugweg und damit viele Gefahren zu überwinden: Von ihren Brutplätzen ziehen sie südwärts, um an der Westküste Afrikas zu überwintern. Dies ergibt eine eindrückliche Gesamtstrecke von gegen 10'000 zurückgelegten Kilometern pro Jahr.
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Vögel am Wasser (2003). Die Broschüre ist zum Preis von Fr. 4,50 bei der Schweizerischen Vogelwarte erhältlich: info@vogelwarte.ch.
http://www.vogelwarte.ch
Kontaktadresse:
Hans Schmid, Schweizerische Vogelwarte, 6204 Sempach
info@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 00
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