2.6.2008: Forschung CH
Tourismus hat Biodiversität als Standortfaktor noch nicht entdeckt
Maja Ravaioli
Biodiversität gilt als ein touristischer Attraktivitätsfaktor. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde anhand touristischer Web-Auftritte untersucht, ob und wie Biodiversität dargestellt wird. Der Einsatz von Natur und damit auch von biologischer Vielfalt als touristisches Werbemittel war eher gering.
Im Rahmen einer Diplomarbeit hat eine Wissenschafterin anhand touristischer Webauftritte − einem im Tourismus immer wichtiger werdenden Marketinginstrument − untersucht, ob und wie Biodiversität dargestellt wird und ob die touristische Aktivität der Gemeinden die Integration biologischer Vielfalt in Websites beeinflusst. Dazu wurden mit Hilfe einer Inhaltsanalyse die touristischen Webauftritte von 49 Gemeinden im Berner Oberland und im Kanton Graubünden eingehend analysiert.
Die Ergebnisse zeigen, dass Biodiversität (oder biologische Vielfalt) keine Begriffe sind, die auf touristischen Websites verwendet werden. Allerdings wird − wenn auch in beschränktem Masse − mit Begriffen wie Landschafts-, Arten-, Pflanzen- oder Tiervielfalt geworben. In mehr als 75% aller untersuchten Webauftritte wird zumindest einer dieser Vielfaltsbegriffe erwähnt oder es wird durch Nennung von vielfältiger Natur, artenreicher Landschaftselemente oder Aufzählungen von Pflanzen und Tieren implizit auf Biodiversität eingegangen. Obwohl keiner der untersuchten Vielfaltsbegriffe auf der Einstiegsseite, das heisst der wichtigsten Seite eines Webauftrittes, erwähnt wird, werden Texte mit biodiversitätsrelevanten Inhalten nicht nur auf Seiten der untersten Ebenen der Websites und damit auf weniger beachteten Seiten platziert.
Die Ergebnisse zeigen zudem, dass die alpine Artenvielfalt in Text und Bild nur bedingt vertreten ist; häufig dienen die auftretenden Arten und Wiesentypen der Unterstreichung eines folkloristischen Schweizer Alpenbildes. Auf die Integration von Biodiversität in Text und Bild der untersuchten Websites hat die touristische Aktivität der Gemeinden keinen Einfluss. Dies lässt vermuten, dass Tourismusdestinationen in ihren Websites nicht auf bestimmte Themen fokussieren, sondern vielmehr versuchen, für eine möglichst grosse potentielle Kundschaft interessante Angebote zu präsentieren. Begünstigt wird dies zudem durch die beim Web nicht vorhandene Limitierung der Inhalte, die bei anderen Medien zum Beispiel durch hohe Druckkosten verursacht wird. Der eher geringe Einsatz von Natur und damit auch von biologischer Vielfalt als touristisches Werbemittel könnte in der als schwierig geltenden Vermarktung von Biodiversität liegen.
Keywords:
Webanalyse, biologische Vielfalt, Sommertourismus, Schweizer Alpen
Art der Publikation:
Diplomarbeit
Literatur:
Ravaioli M. (2008). Biodiversität in Webauftritten von Tourismusdestinationen: eine Inhaltsanalyse touristischer Websites in Graubünden und im Berner Oberland. Diplomarbeit, Institut für Umweltwissenschaften, Universität Zürich.
Kontaktadresse:
Dr. Petra Lindemann-Matthies
Institut für Umweltwissenschaften
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
CH-8057 Zürich
petral@uwinst.uzh.ch
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