2.6.2008: Forschung CH

Biodiversität − was ist denn das?




Mimoza Hyseni

Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass die Unterstützung sowohl der Bevölkerung als auch der Politik wichtig sind, um Massnahmen für den Erhalt der Biodiversität sowie für eine nachhaltige Umweltnutzung zu implementieren. Aber wird der Verlust der Artenvielfalt als gravierendes Umweltproblem wahrgenommen? Eine Untersuchung zur Wahrnehmung und Einstellung der Bevölkerung im Kosovo in Bezug auf Biodiversität zeigt ernüchternde Resultate.


Wie in vielen Regionen der Welt ist auch im Kosovo der Verlust an Artenvielfalt als Folge von Urbanisierung, industrieller Entwicklung, Abholzung, Wilderei und illegalem Fischfang gravierend. Massnahmen zum Erhalt der Biodiversität sind daher dringend notwendig. Dafür wird die Unterstützung sowohl der Bevölkerung als auch der Politik benötigt.
Im Rahmen einer Studie wurde die Wahrnehmung und Einstellung der Menschen im Kosovo in Bezug auf Biodiversität untersucht. Folgende Fragestellungen standen im Zentrum: (1) Wie vertraut sind Umweltschutzexperten und Laien im Kosovo mit dem Konzept der Biodiversität und mit Massnahmen zum Erhalt der Biodiversität in ihrem Land? (2) Betrachten sie den Verlust der Artenvielfalt auf globaler wie auch auf nationaler Ebene als ein bedeutendes Umweltthema? (3) Wie genau wissen Umweltschutzexperten und Laien im Kosovo um den natürlichen Reichtum ihres Landes? (4) Ist ihre Wahrnehmung und Einstellung in Bezug auf Biodiversität von Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsniveau (akademisch, nicht-akademisch) und Wohnort beeinflusst?
Methodisch kamen zwei verschiedene Ansätze zum Einsatz: Zum einen wurden detaillierte Interviews mit insgesamt 20 Umweltschutzexperten (Universitätsprofessor(inn)en, Mitglieder von NGO’s und Forschungsinstituten sowie Politiker von lokalen Umweltdepartementen) geführt. Zum anderen wurden vorstrukturierte Fragebögen an insgesamt 500 zufällig ausgewählte Laien aus fünf Städten im Kosovo verschickt.
Sowohl Umweltschutzexperten wie auch Laien erachteten die Arbeitslosigkeit und den ungeklärten politischen Status als die für den Kosovo grössten anstehenden Probleme. Umweltprobleme wurden weniger oft erwähnt; auf globaler Ebene waren sie für den Grossteil der Laien gar unbekannt. Im Gegensatz zu den Umweltschutzexperten war das Konzept der Biodiversität den meisten Laien fremd, und sie betrachteten den Verlust der Artenvielfalt als ein unbedeutendes Umweltproblem. Die Kenntnis von endemischen und gefährdeten Arten im Kosovo war gering, und nur wenige Leute waren in der Lage, den Artenreichtum treffend einzuschätzen. Mit Naturgebieten im Kosovo waren die Teilnehmer der Studie kaum vertraut. So war Sharr Mountain, der einzige Nationalpark des Landes, wenig bekannt und besucht. Umweltschutzexperten und Laien erachteten Bildung als beste Strategie, um die Artenvielfalt zu erhalten. Allerdings waren die meisten Laien der Meinung, dass sie persönlich nichts unternehmen können, um die Biodiversität zu schützen. Die vorliegende Studie unterstreicht die Notwendigkeit der Bildung im Naturschutzbereich im Kosovo als ersten Schritt um das Bewusstsein über den Verlust und Erhalt der Artenvielfalt zu schärfen.



Keywords:
Biologische Vielfalt, Umweltwissen, Umweltbildung, Kosovo

Art der Publikation:
Masterarbeit

Literatur:
Hyseni M. (2008). Perception of and attitudes towards biodiversity by experts and laypersons in Kosovo − a key to conservation. Institut für Umweltwissenschaften, Universität Zürich.

Kontaktadresse:
Dr. Petra Lindemann-Matthies, Mimoza Hyseni
Institut für Umweltwissenschaften
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
CH-8057 Zürich


petral@uwinst.uzh.ch


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