2.6.2008: Forschung CH
Unterricht im Freien
Lauren Cottle
Die UNO-Umweltkonferenz in Rio in 1992 hat die Umweltbildung als ein Kernthema auf ihre Agenda gesetzt. Im Rahmen einer Studie wurden die Einstellung und Strategien des Lehrpersonals bezüglich des Unterrichts im Freien ermittelt. Dabei wurde untersucht, inwiefern diese vom Standort der Schule, demographischen Faktoren, der Art der Erziehung sowie der Einstellung gegenüber der Umwelt und der Ausbildung im Freien beeinflusst wird. Grundsätzlich zeigte sich eine positive Einstellung zum Unterricht im Freien.
Die Möglichkeiten, in einer natürlichen Umgebung zu spielen oder zu lernen haben für Kinder in Europa in den letzten Jahren abgenommen. Dies liegt zum Teil in der Besorgnis der Eltern, aber auch allgemein im Verlust von vielen traditionellen Spielmöglichkeiten im Freien. Ziel der vorliegenden Studie war es daher (1) die Bandbreite verschiedener Umgebungen auf Schularealen und ihre derzeitige Einbettung in den Unterricht zu identifizieren, (2) Themen und Faktoren zu ermitteln, welche die Einstellung und Bereitschaft der (Jung)LehrerInnen im Bezug auf das Unterrichten im Freien beeinflussen, (3) aufzuzeigen, ob die Bereitschaft der (Jung)LehrerInnen für das Unterrichten im Freien davon beeinflusst wird, ob sie in ihrer eigenen Schulzeit darin Erfahrungen sammeln konnten, (4) herauszufinden, ob die Menge und Art der Aktivitäten im Freien auf einem Schulhof vom Umfeld (urban, periurban, ländlich) und von Alter, Geschlecht, früheren Erfahrungen und Einstellungen des Lehrpersonals beeinflusst wird.
Methodisch wurden verschiedene Ansätze gewählt: Um die Einstellung und Bereitschaft der LehrerInnen im Bezug auf das Unterrichten im Freien zu untersuchen, wurden Fragebögen an insgesamt 500 Primarschulen in der West Midlands Region in England verschickt, wobei die angeschriebenen Schulen nach ihrem Einzugsgebiet (urban, periurban, ländlich) ausgewählt wurden. Weiter wurde auf zehn verschiedenen Schulhöfen vor Ort die Bandbreite verschiedener Umgebungen erhoben. Dabei wurde auch untersucht, ob letztere von der (thematischen) Ausrichtung der Schule abhängt. Schliesslich wurden 20 LehrerInnen aus der Region in detaillierten Interviews über ihre Haltung und Meinung gegenüber dem Unterrichten im Freien befragt.
Die Resultate der Studie zeigen, dass das Lehrpersonal dem Unterricht im Freien gegenüber generell positiv eingestellt ist. Ältere, sehr erfahrene, wie auch ganz junge LehrerInnen sind vom Unterricht im Freien stärker überzeugt. Lehrer mit Erfahrung im städtischen Ausbildung- und Erziehungsumfeld waren der Meinung, dass die SchülerInnnen den Unterricht insbesondere in Naturwissenschaften lieber im Freien als im Klassenzimmer abhielten. JunglehrerInnen zeigten dem Unterricht im Freien gegenüber mehr Zurückhaltung als etablierte Lehrer, wohl deshalb, weil diese Art von Unterricht auch ein erhöhtes Risiko von Unfällen und eigenem Fehlverhalten in sich birgt. Bei der Frage, welche Themen sich für den Unterricht im Freien eignen, waren JunglehrerInnen allerdings zuversichtlicher.
Die meisten Befragten gaben an, dass der Unterricht in ihrer eigenen Schulzeit weniger als einmal pro Jahr im Freien abgehalten wurde, und dies ein bisschen öfter in der Primar- als in der Sekundarschule. Die Interviews zeigten, dass die LehrerInnen von der Idee, draussen zu unterrichten, angetan sind und darin einen grossen Nutzen erkennen – sowohl für die Schüler wie auch für sie selbst.
Die Untersuchung der Haltung der LehrerInnen bezüglich des Unterrichts im Freien ist wichtig für die Ausarbeitung von Weiterbildungsprogrammen. Diese sollen das Lehrpersonal besser für diese Art von Unterricht rüsten. In Zeiten, in denen es für Kinder immer weniger Gelegenheiten gibt, natürliche Umwelt zu erleben, kommt der Umweltbildung auf den Schularealen eine immer grössere Bedeutung zu.
Keywords:
Biologische Vielfalt, Umweltbildung, Freilandunterricht
Art der Publikation:
Masterarbeit
Literatur:
Cottle L. (2008). Teacher attitudes and pedagogical strategies towards using school grounds as settings for ecological education. Institut für Umweltwissenschaften, Universität Zürich.
Kontaktadresse:
Dr. Petra Lindemann-Matthies, Lauren Cottle
Institut für Umweltwissenschaften
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
CH-8057 Zürich
petral@uwinst.uzh.ch
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