2.6.2008: Forschung CH

Monitoring: Die Entdeckungswahrscheinlichkeit von Vogelarten




Marc Kéry und Hans Schmid

Der am weitesten verbreitete Biodiversitätsindex ist die Artenzahl. Diese ist jedoch oft schwer messbar, da nicht unbedingt alle Arten entdeckt werden. Zudem besteht die Gefahr, dass die Entdeckungswahrscheinlichkeit von Arten nicht konstant ist, was zu irreführenden Resultaten führen könnte. Eine Untersuchung hat aber gezeigt, dass die Entdeckungswahrscheinlichkeit von Vogelarten in einem Monitoringprogramm der Schweiz bei 0.89 lag und nur wenig zwischen den unterschiedlichen Quadraten variierte.


Die Artenzahl ist zwar der am weitesten verbreitete Biodiversitätsindex; sie ist jedoch oft schwer messbar, da nicht unbedingt alle Arten entdeckt werden. Um die gemessene Artenzahl als Mass für die wahre Artenzahl nehmen zu können, muss zudem angenommen werden können, dass die Entdeckungswahrscheinlichkeit von Arten in Raum und Zeit konstant bleibt. In Monitoringprogrammen ist es deshalb wichtig zu wissen, wie hoch der Anteil der entdeckten Arten an der Gesamtartenzahl ist, und ob dieser Anteil durch externe Faktoren beeinflusst wird.
Mit Hilfe von Fang-Wiederfang Methoden wurden während drei Jahren (2001-2003) diese Zusammenhänge für das «Monitoring häufige Brutvögel» (MHB) und das Biodiversitätsmonitoring Schweiz (BDM) untersucht. Für diese Programme werden jährlich auf 270 Kilometer-Quadraten während 2 bis 3 Begehungen die Brutvögel aufgenommen.
Die mittlere Entdeckungswahrscheinlichkeit von Arten betrug im Schnitt 0.89 (0.72-1.00). Zwischen den unterschiedlichen Beobachtungsjahren konnte kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Zwar gabe es Unterschiede zwischen unterschiedlichen Beobachtern; ein Zusammenhang zur Erfahrung der Beobachter in einem Kilometer-Quadrat konnte jedoch nicht festgestellt werden. Die Entdeckungswahrscheinlichkeit war positiv korreliert mit der Anzahl der Begehungen eines Quadrates (2 vs. 3 Begehungen). Zwischen der Anzahl Vogelarten in einem Quadrat und der Entdeckungswahrscheinlichkeit wurde ein negativer Zusammenhang festgestellt.
Insgesamt war die Entdeckungswahrscheinlichkeit von Vogelarten hoch und variierte nur leicht zwischen unterschiedlichen Quadraten, was aus Sicht des MHB-Programms erfreulich ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass dies auch in anderen Programmen der Fall ist. Das Überprüfen des Zusammenhangs zwischen der gemessenen und der tatsächlichen Artenvielfalt bleibt also für Monitoringprogramme und ökologische Studien weiterhin sehr wichtig.



Keywords:
Biodiversität, Fang-Wiederfang, Entdeckungswahrscheinlichkeit, Index, Monitoring

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Kéry M., Schmid H. (2006). Estimating species richness: calibrating a large avian monitoring programme. Journal of Applied Ecology 43, 101-110

Kontaktadresse:
Dr. Marc Kéry
Schweizerische Vogelwarte Sempach
CH-6204 Sempach


marc.kery@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 93


Zurück zur Liste