17.4.2008: Forschung CH
Die Schweizer Bevölkerung will eine vielfältige Landschaft!
Reinhold Briegel
Mit Hilfe einer Fotobefragung wurde untersucht, wie die Bevölkerung verschiedene Agrarlandschaften in der Schweiz bewertet. Die Resultate zeigen, dass den Bewohnerinnen und Bewohnern sowohl im Berggebiet als auch im Mittelland ein vielfältiges Landschaftsbild am besten gefällt. Das Vorhandensein von hochwertigen ökologischen Ausgleichsflächen spielt dabei eine grosse Rolle.
Eine attraktive Landschaft ist sowohl für die Naherholung in der Agglomeration als auch für den Tourismus im Berggebiet wichtig. Ihre Erhaltung und Pflege gehört heutzutage zu den wichtigsten gemeinwirtschaftlichen Leistungen der Landwirtschaft. Sowohl die Erhaltung einer attraktiven Kulturlandschaft als auch eine allfällige Abgeltung der gemeinwirtschaftlichen Leistung «Pflege der Kulturlandschaft» setzen das Wissen voraus, welche Elemente in welcher Zusammensetzung eine attraktive Kulturlandschaft ausmachen.
Mit Hilfe einer Fotobefragung wurde die aktuelle ästhetische Bewertung verschiedener Agrarlandschaften sowohl im Mittelland als auch im Berggebiet durch die Bevölkerung untersucht. Es wurden Fotosets digital so bearbeitet, dass sie sich in ihrer Landnutzung sowie im Anteil an ökologischen Ausgleichsflächen unterschieden. Es wurden folgende Fragen untersucht: (1) Beeinflusst der Anteil an artenreichem Grasland die Bewertung von Landschaften? (2) Wird eine Landschaft im Berggebiet besser bewertet, wenn Ackerland in ihr vorkommt? (3) Beeinflusst der in dieser Landschaft vorhandene Anteil ökologischer Ausgleichsflächen die Bewertung von Landschaften des Berggebietes und des Mittellandes? (4) Wird im Berggebiet mit zunehmendem Anteil an Ackerland die Landschaft besser bewertet? (5) Wird eine Landschaft im Mittelland besser bewertet, wenn Acker- und Grasland in ihr gemischt vorkommen? (6) Welche Charakteristika zeichnen jeweils eine Landschaft aus, die den Befragten am besten und am wenigsten gut gefällt? (7) Beeinflussen sozio-demographische Variabeln wie Alter und Geschlecht, berufliche Orientierung und naturkundliche Interessen die Bewertung einer Landschaft sowie die Einstellungen zu bestimmten Aspekten der Landwirtschaft?
Sowohl im Schweizer Berggebiet als auch im Mittelland gefiel ein vielfältiges Landschaftsbild. Dieses war durch ökologische Ausgleichsflächen charakterisiert. Im Mittelland wurden Landschaften mit einem zunehmenden Anteil an ökologischen Ausgleichsflächen besser bewertet. Landschaften ohne ökologische Ausgleichsflächen gefielen am wenigsten und wurden als langweilig betrachtet. Im Berggebiet gefielen vor allem Landschaften mit artenreichem Grünland im Vordergrund und einem hohen Anteil an ökologischen Ausgleichsflächen im Mittelgrund. Mit zunehmendem Anteil an artenreichem Grünland stieg die Bewertung einer Landschaft im Berggebiet. Landschaften mit Ackerbau gefielen den Befragten im Berggebiet am wenigsten. Sie wurden umso schlechter bewertet, je höher der Anteil an Ackerland in ihnen war.
Die Ergebnisse unterstützen die Forderung nach der Erhaltung diverser Landschaften, da diese nicht nur ökologisch wertvoll sind, sondern durch ihren ästhetischen Anreiz auch ökonomischen Nutzen bringen, indem sie zum Beispiel im Berggebiet den Tourismus fördern. Zudem geben ästhetische Landschaften auch das Gefühl von Heimat und haben einen soziokulturellen Nutzen, da sie Aktivitäten im Freien fördern und sich somit positiv auf die Gesundheit des Menschen auswirken.
Keywords:
Landwirtschaft, biologische Vielfalt, Ökologischer Ausgleich, Fotostudie
Art der Publikation:
Diplomarbeit
Literatur:
Briegel R. (2007). Ästhetische Wertschätzung der Agrarlandschaft im schweizerischen Berggebiet und im Mittelland. Diplomarbeit, Institut für Umweltwissenschaften, Universität Zürich.
Kontaktadresse:
Dr. Petra Lindemann-Matthies
Institut für Umweltwissenschaften
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
CH-8057 Zürich
Dr. Beatrice Schüpbach
Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich
petral@uwinst.uzh.ch
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