11.2.2008: Forschung CH
Trockenwiesen und -weiden: Die Auswirkungen verschiedener Beitragssysteme
Stefan Lauber, Sebastiano Meier
Im Rahmen einer Studie wurden die Auswirkungen verschiedener NHG-Beitragssysteme und -höhen auf die Nutzung von Trockenwiesen und -weiden (TWW) untersucht. Berechnungen mit dem Agrarstruktur- und Landnutzungsmodell SULAPS zeigen, dass NHG-Verträge im Bündner Berggebiet wirksam sind. Modellberechnungen lassen jedoch auch den Schluss zu, dass mit der neuen Agrarpolitik AP2011 der Druck auf die NHG-Flächen steigen wird.
Trockenwiesen und -weiden (TWW) gehören zu den stark gefährdeten, artenreichen Lebensräumen in der Schweiz. Die Nutzungsintensivierung in landwirtschaftlichen Gunstlagen, aber auch der Bewirtschaftungsverzicht − namentlich im Berggebiet − haben in den vergangenen Jahrzehnten zu grossen TWW-Flächenverlusten geführt.
Bereits heute erhalten Landwirte auf der Basis des Natur- und Heimatschutzgesetzes (NHG) zusätzlich zu den Direktzahlungen einen Naturschutz-Bonus ausbezahlt, wenn sie sich zur Weiterführung einer extensiven Nutzung verpflichten. Gegenwärtig gelangen je nach Kanton verschiedene Beitragssysteme zur Anwendung: Beim Modell NHG werden unabhängig von den Direktzahlungen NHG-Beiträge ausbezahlt; beim Modell NHG+ÖQV existiert eine Koppelung mit den Beiträgen der Öko-Qualitätsverordnung, welche einen Bewirtschaftungsvertrag voraussetzt. Das Modell NHG+ÖQV+DZV, wonach auch die Beiträge für den ökologischen Ausgleich von einem vertraglich abgesicherten Schutz abhängig gemacht werden, wäre rechtlich zulässig, wird bisher aber nicht angewendet. Die Fallstudie SULAPS/TWW geht der Frage nach, inwieweit diese möglichen NHG-Systeme und die Beitragshöhen die Nutzung der inventarisierten TWW-Flächen beeinflussen. Modellrechnungen für 63 Betriebe in der Bergzone III in Mittelbünden, basierend auf dem Agrarstruktur- und Landnutzungsmodell SULAPS, lieferten unter anderem folgende Ergebnisse:
Das Instrument der NHG-Beiträge erweist sich als effektiv. Die Unterschiede zwischen dem gekoppelten und ungekoppelten NHG-Beitragssystem sind aber letztlich gering. Das Modell zeigt, dass mit der neuen Agrarpolitik AP2011 der Druck auf die NHG-Flächen steigt: Die angemeldeten NHG-Flächen könnten um 1 bis 4% abnehmen, was mit dem neuen Raufutterverzehrerbeitrag und der Zunahme der Tierbestandsdichte erklärt werden kann. Würden die Beiträge jedoch verdoppelt, könnten die angemeldeten TWW-Flächen aktuell um 4% und mit der neuen Agrarpolitik um 10% zunehmen, sofern die ausserlandwirtschaftlichen Erwerbsmöglichkeiten ausreichend sind. Sollten in einer Region vermehrt Betriebe aufgeben müssen, kann die Land-Übernahme durch einen neuen Bewirtschafter zu Extensivierungen und weiteren Flächen-Anmeldungen führen. Ist der Druck zur Betriebsaufgabe indes relativ gering, ist mit einer Intensivierung der Produktion und einer Abnahme der angemeldeten Flächen zu rechnen. Hier bräuchte es zusätzliche Anreize, um die vertragliche Sicherung der NHG-Flächen weiterhin sicherzustellen.
Keywords:
Trockenwiesen und -weiden TWW, SULAPS, NHG-Beiträge, Landwirtschaft
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Lauber S., Meier S. (2007). Nutzung von Trockenwiesen und -weiden im Berggebiet. Auswirkungen verschiedener Beitragssysteme und -höhen auf die Nutzung von Trockenwiesen und -weiden (TWW). Berechnungen mit dem Agrarstruktur- und Landnutzungsmodell SULAPS. ART-Berichte Nr. 675. Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART, Ettenhausen.
http://www.bafu.admin.ch/lebensraeume/01553/
Bericht als pdf
Kontaktadresse:
Dr. Stefan Lauber
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Forschungseinheit Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Forschungsgruppe Umwelt- und Ressourcenökonomie
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
stefan.lauber@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 24 83
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