28.9.2007: Forschung international
Bedrohen Hunde die Biodiversität?
Peter B. Banks und Jessica V. Bryant
Auch angeleinte Hunde beeinflussen die Artenvielfalt. Zu diesem Schluss kommen australische Wissenschaftler, die die Vielfalt von Vögeln entlang von Spazierwegen untersucht haben. In Naturschutzgebieten reicht das Anleinen von Hunden daher nicht immer.
(gk) Hunde gelten als treue Kameraden und wichtige Begleiter des Menschen. In der Natur verbreitet der Nachfahre des Wolfes aber nach wie vor Angst und Schrecken. Vor allem für das Wild ist der Hund ein erheblicher Störfaktor. In den Naturschutzgebieten der Schweiz gilt deshalb ein strikter Leinenzwang. In manchen Reservaten herrscht sogar ein völliges Hundeverbot. Nicht wenige Hundebesitzer halten dies für übertriebene Massnahmen, die zum Teil missachtet oder gar bekämpft werden. Neue Forschungsresultate aus Australien zeigen nun allerdings, dass sogar angeleinte Hunde die Artenvielfalt deutlich negativ beeinflussen können.
Die Wissenschaftler untersuchten dazu die Vogelwelt entlang von Wegen, die entweder unter kontrollierten Bedingungen mit angeleinten Hunden regelmässig begangen wurden oder keinerlei menschlichen Einflüssen ausgesetzt waren. Um den Einfluss von Herrchen und Frauchen auf die Vogelwelt vom Einfluss des Hundes zu trennen, wurden mehrere Wege – ebenfalls unter kontrollierten Bedingungen – von einer Versuchsperson ohne Hund abgelaufen. Die Forscher bezeichnen ihre Resultate als dramatisch: In den Waldgebieten, in denen ein Hund den Spaziergänger begleitet hatte, nahm die Artenvielfalt um über ein Drittel ab. Die Chance, einen Vogel zu Gesicht zu bekommen, halbierte sich sogar fast. Besonders betroffen waren bodenbrütende Arten. Offenbar wurden Flächen längs der Wege wegen der Hunde für manche Vögel quasi «unbewohnbar». In kleinen Schutzgebieten kann dies fatale Folgen haben, weil sich der verfügbare Lebensraum für die Tiere verringert.
Zwar reduzierte sich die Artenvielfalt auch dort, wo Personen ohne Hund spazieren gingen, der Rückgang der Artenvielfalt und der Zahl der Individuen war allerdings nur halb so gross. Ein striktes Hundeverbot in Naturschutzgebieten, die in den meisten Ländern ja nur wenige Prozent der Landesfläche bedecken, ist deshalb nach Meinung der australischen Wissenschaftler eine durchaus angemessene – und wirksame – Massnahme zur Erhaltung der dort jeweils heimischen Artenvielfalt.
Keywords:
Hunde, Naturschutzgebiete, Vögel
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Banks P.B., Bryant J.V. (2007). Four-legged friend or foe? Dog walking displaces native birds from natural areas. Biology Letters, Online-Publikation vom 5. September 2007 (doi: 10.1098/rsbl.2007.0374).
Kontaktadresse:
Peter B. Banks
School of Biological, Earth and Environmental Sciences
University of New South Wales, Kensington
New South Wales 2052
Australia
p.banks@unsw.edu.au
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