30.7.2007: Forschung CH

Wie kann der Gartenrotschwanz gefördert werden?




Nicolas Martinez

Im Rahmen einer Studie wurde untersucht, ob eine Verdichtung der Bodenvegetation durch die intensivierte landwirtschaftliche Nutzung einen Teil des Bestandesrückgangs des Gartenrotschwanzes erklären kann. Sie zeigt: Ungeachtet der Beutedichte bevorzugen Gartenrotschwänze bei der Revierwahl sowie auch bei der Wahl von Jagdflächen innerhalb der Reviere und auch in Volieren Flächen mit lückiger Vegetation.


Der Gartenrotschwanz Phoenicurus phoenicurus gilt in der Schweiz aufgrund eines starken Bestandsrückgangs in den letzten Jahrzehnten als gefährdete Vogelart. Hauptursachen für den Rückgang sind ein durch Zerstörung von Hochstammobstgebieten verursachter Lebensraumverlust im Brutgebiet sowie Dürren in der Sahelzone, dem Überwinterungsgebiet der Art. Die intensivierte Nutzung der Bodenvegetation unter den Obstbäumen könnte ein weiterer Grund für den Populationsrückgang des Gartenrotschwanzes sein. Neben einem Rückgang der potenziellen Nahrungsmenge könnte auch die Veränderung der Vegetationsstruktur dazu führen, dass die Wahrscheinlichkeit, Insekten zu entdecken erniedrigt und die Erreichbarkeit der Nahrung erschwert wird.
Im Rahmen einer Studie wurde die Bedeutung einer lückigen Bodenvegetation für die Revierwahl des Gartenrotschwanzes untersucht und in Feldexperimenten der Präferenzgrad für solche Strukturen beim Nahrungserwerb analysiert. Zudem wurden Volierenexperimente mit Gefangenschaftsvögeln durchgeführt, um unter standardisierten Bedingungen die Resultate der Feldexperimente zu überprüfen und um den Einfluss der Nahrungsmenge und der Habitatstruktur auf die Wahl der Jagdflächen getrennt untersuchen zu können.
Die Untersuchungen in Hochstammobstgebieten der Nordwestschweiz zeigten, dass besetzte Gartenrotschwanz-Reviere signifikant mehr lückige Vegetationsflächen aufweisen als unbesetzte Kontrollflächen. Besonders wichtig sind dabei kleine, offene Bodenstrukturen wie Mergelwege und lückig bewachsene Böschungen.
Das Nahrungsangebot war in Wiesen tendenziell höher als in experimentell erstellten Spontanbrachen. Dennoch wurden die Flächen mit lückiger Bodenvegetation im direkten Vergleich mit der ungemähten Wiese beinahe fünfmal häufiger zum Nahrungserwerb benutzt. Bei einem Vergleich zwischen frisch gemähter Wiese und Spontanbrache konnte hingegen keine Präferenz für einen der beiden Vegetationstypen beobachtet werden.
Auch in den Volierenexperimenten wurden zwei verschiedene offene Bodenvegetationen im direkten Vergleich mit einer dichten Wiesenfläche signifikant bevorzugt. Selbst eine vierfache Erhöhung der potenziellen Nahrungsmenge in der Wiesenvegetation führte zu keinem Präferenzwechsel.
Um den Gartenrotschwanz in der Schweiz zu erhalten, sollte neben dem allgemeinen Erhalt von Hochstammobstgärten das Angebot an lückigen Vegetationsstrukturen erhöht werden. Dies dürfte auch anderen Obstgartenvögeln wie Wendehals und Grünspecht sowie Wiedehopf und Steinkauz zu Gute kommen.

Keywords:
Gartenrotschwanz, Hochstamm, Vegetationsstruktur, offener Boden, Landwirtschaft

Art der Publikation:
Masterarbeit

Literatur:
Martinez N. (2007). Die Bedeutung lückiger Vegetation für den Nahrungserwerb des Gartenrotschwanzes Phoenicurus phoenicurus. Schweizerische Vogelwarte Sempach und Institut für Natur-, Landschaft- und Umweltschutz, Universität Basel.

Kontaktadresse:
Nicolas Martinez
In den Wegscheiden 24
CH-4132 Muttenz
nicolas.martinez44@yahoo.de
Tel: +41 (0)61 461 16 77


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