30.7.2007: Forschung international

Biodiversität für Ökosystem-Dienstleistungen wichtiger als bisher angenommen




Andy Hector und Robert Bagchi

Verschiedene Dienstleistungen eines Ökosystems werden durch verschiedene Artengruppen aufrechterhalten. Dies zeigen neue Forschungsresultate, die am Institut für Umweltwissenschaften der Universität Zürich und der Universität Oxford erarbeitet worden sind.


Um den Wert der Artenvielfalt abschätzen zu können, untersuchen Wissenschaftler, wie sich der Verlust von Arten auf verschiedene Ökosystem-Dienstleistungen wie die Lebensmittelproduktion, die Bereitstellung von sauberem Trinkwasser oder die Bindung des Treibhausgases Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre auswirkt. Wird dabei nur eine einzige Ökosystem-Dienstleistung betrachtet, könnte die Anzahl nötiger Arten aber unterschätzt werden, die es für ein voll funktionsfähiges Ökosystem braucht. Wissenschaftler der Universität Zürich und der Universität Oxford haben deshalb eine neue Methode entwickelt, die es erlaubt, mehrere Ökosystem-Prozesse auf einmal zu berücksichtigen. Sie haben diese Methode auf Daten aus europäischen Graslandökosystemen angewandt und entdeckt, dass eine grössere Artenvielfalt benötigt wird, wenn alle sieben erhobenen Ökosystem-Dienstleistungen einberechnet werden, als wenn nur eine einzelne Dienstleistung betrachtet wird. Bereits der Verlust von wenigen Arten kann dazu führen, dass die Gesamtfunktion eines Ökosystems beeinträchtigt wird. Bisherige Untersuchungen sind immer davon ausgegangen, dass Arten, die für eine Ökosystem-Dienstleistung wichtig sind, alle anderen Dienstleistungen auch gewährleisten können – aber das scheint nicht der Fall zu sein.
Das Kernresultat der Studie besagt, dass verschiedene Dienstleistungen des Ökosystems durch verschiedene Gruppen von Arten beeinflusst werden. Weil jeweils andere Arten für unterschiedliche Ökosystem-Dienstleistungen zuständig sind, braucht es deshalb insgesamt mehr Arten, um ein voll funktionierendes System zu erhalten, als wenn man sich nur auf eine Art konzentriert.
In den kommenden Jahren überprüfen die Wissenschaftler ihre Erkenntnisse im Rahmen des Sabah Biodiversitätsexperiments im Malaysischen Borneo, das verschiedene Aufforstungsmethoden untersucht. Die Forscher wollen dabei herausfinden, welche Methode erfolgreicher ist, um ein voll funktionierendes Waldökosystem wieder herzustellen: Anpflanzungen mit vielen verschiedenen Arten oder Aufforstungen mit wenigen Arten.

Keywords:
Ökosystem-Dienstleistungen, Grasland-Ökosysteme, Tropen, Aufforstung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Hector A., Bagchi R. (2007). Biodiversity and ecosystem multifunctionality. Nature 448, 188-191
http://www.uwinst.uzh.ch

Kontaktadresse:
Prof. Andrew Hector
Institut für Umweltwissenschaften
Mathematisch-naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
CH-8057 Zürich
ahector@uwinst.unizh.ch
Tel: +41 (0)44 635 48 04


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