24.5.2007: Forschung international
Vorranggebiete auf Gemeindeebene - Das «Informationssystem Zielartenkonzept» unter der Lupe
Rüdiger Jooss
Mit dem «Informationssystem Zielartenkonzept» steht in Baden-Württemberg ab sofort ein webbasiertes interaktives Planungswerkzeug zur Erstellung faunistischer Zielarten- und Massnahmenkonzepte zur Verfügung. Es dient der Berücksichtigung wesentlicher Vorgaben des Zielartenkonzepts Baden-Württembergs in der kommunalen Landschaftsplanung. Der entwickelte Ansatz wurde für ausgewählte Lebensraumtypen im Rahmen einer Dissertation anhand umfangreicher tierökologischer Geländedaten validiert.
Eine Informationsebene des Planungswerkzeugs «Informationssystem Zielartenkonzept» ist die Zuweisung von «besonderen Schutzverantwortungen» für Zielarten der Fauna zu den Städten und Gemeinden Baden-Württembergs aus landesweiter Sicht. Der Ansatz sah zunächst eine Gruppierung von Zielarten zu insgesamt 25 ökologischen Anspruchstypen vor. Für diese Anspruchstypen wurden über GIS-basierte, planungsorientierte Habitatmodelle landesweit Flächen mit hohem Habitatpotenzial räumlich abgebildet. Daraus wurden anschliessend für jeden Anspruchstyp über die zwei Indikatoren «Flächengrösse» und «Biotopverbund» Vorranggebiete ausgewählt. Gemeinden mit einem Anteil an diesen Vorranggebieten wurde eine besondere Schutzverantwortung aus landesweiter Sicht für den jeweiligen Anspruchstyp zugewiesen.
Im Rahmen einer Dissertation wurden verschiedene Aspekte der Gesamtmethodik für ausgewählte Anspruchstypen anhand umfangreicher tierökologischer Geländedaten validiert. Analysiert wurden der Anspruchstyp «Kalkmagerrasen» in Bezug auf die Artengruppen Tagfalter, Widderchen und Heuschrecken, der Anspruchstyp «Streuobstgebiete» hinsichtlich der Avifauna, der Anspruchstyp «Lössböschungen und Hohlwege» in Bezug auf ausgewählte Wildbienen-Arten sowie der Anspruchstyp «Ackergebiete mit Standort- und Klimagunst aus tierökologischer Sicht» anhand der Verbreitung der Grauammer. Untersucht wurden die Fragestellungen: (1) Validität der landesweiten Habitatmodelle, (2) Eignung der Indikatoren «Flächengrösse» und «Biotopverbund» zur Auswahl von Vorranggebieten, (3) Lage tierökologisch besonders bedeutsamer Gebiete («hotspots») in Gemeinden mit besonderer Schutzverantwortung und (4) empirische Analyse der Zielartenhypothese.
Die Ergebnisse lassen eine hohe Plausibilität der Methodik erkennen. Für die Umsetzung des Indikators «Biotopverbund» wurde mit der Erzeugung der «potenziellen Verbundräume» ein neues GIS-basiertes Verfahren zur Verbundanalyse von Flächenkonfigurationen entwickelt und anhand tierökologischer Geländedaten auf Plausibilität geprüft.
Keywords:
Habitatmodelle, Zielarten, Landschaftsplanung, Biotopverbund, Biodiversität
Art der Publikation:
Dissertation
Literatur:
Jooss R. (2006). Schutzverantwortung von Gemeinden für Zielarten in Baden-Württemberg. Empirische Analyse und naturschutzfachliche Diskussion einer Methode zur Auswahl von Vorranggebieten für den Artenschutz aus landesweiter Sicht. Dissertation, Fakultät für Architektur und Stadtplanung der Universität Stuttgart
http://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/2909/
http://elib.uni-stuttgart.de/opus/volltexte/2007/2967/index.html
Kontaktadresse:
Dr. Rüdiger Jooss
Universität Stuttgart
Institut für Landschaftsplanung und Ökologie
Keplerstr. 11
D-70174 Stuttgart
rj@ilpoe.uni-stuttgart.de
Tel: +49 (0)711 685 3380
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