24.5.2007: Forschung CH

Trockenweiden: Schnecken mögens extensiv




Cristina Boschi

Eine Studie ist der Frage nachgegangen, wie Trockenweiden bewirtschaftet werden müssen, um die typische Schnecken-Gesellschaft kalkreicher, nährstoffarmer Grasländer zu erhalten. Die Resultate zeigen, dass Trockenweiden im Jura nicht gedüngt werden sollten und die Beweidungsintensität einen bestimmten Grenzwert nicht überschreiten darf.



Im ersten Teilprojekt wurde der Einfluss der Beweidung mit Pferden, Rindern oder Schafen auf die Schnecken-Gesellschaft extensiver Trockenweiden untersucht. Die Beweidung mit verschiedenen Nutztierarten hatte keine Auswirkung auf die Vielfalt, Abundanz und Zusammensetzung der Schneckenarten. Die Schnecken-Biodiversität wurde allerdings unabhängig von der Nutztierart negativ von der Beweidungsintensität beeinflusst.

Im zweiten Teilprojekt wurde die Schnecken-Gesellschaft in Rinderweiden mit unterschiedlicher Bewirtschaftungsintensität untersucht (ohne Düngereinsatz; Gülle einmal pro Jahr; Gülle und Stickstoff-Dünger je einmal pro Jahr). Es zeigte sich, dass eine zunehmende Bewirtschaftungsintensität der Weiden sich negativ auf die Schneckenfauna von Trockenweiden auswirkt. Um die gefährdeten Schneckenarten zu erhalten, dürfen die Weiden nicht gedüngt werden und die Beweidungsintensität darf nicht mehr als 180 Grossvieheinheiten pro Hektare per Anzahl Tage Beweidung im Jahr (GVE.ha-1.d) betragen. Um jegliche negative Auswirkung der Beweidungsintensität auf die einzelnen Schneckenarten zu vermeiden, sollte die Beweidungsintensität sogar noch geringer sein (nicht mehr als 92 GVE.ha-1.d).

Das dritte Teilprojekt zeigte, dass eine vorübergehend veränderte, nicht traditionelle Weidebewirtschaftung während 10 bis 40 Jahren die Schneckenfauna von inzwischen wieder extensiv bewirtschafteten Weiden stark beeinflusst hat. Eine ehemalige Verbuschung hat einen negativen Einfluss auf die heutige Gesamtartenzahl, auf die spezialisierten Offenlandarten und deren Abundanz sowie auf die Anzahl gefährdeter Schneckenindividuen. Eine ehemals intensivere Weidebewirtschaftung (Einsatz von Dünger) während 15 bis 25 Jahren wirkt sich ebenfalls negativ auf die heutige Artenvielfalt und -abundanz der gefährdeten Schnecken (Rote Liste Arten) aus. Die Schnecken-Gesellschaft der Trockenweiden ist verändert und die Vorkommenswahrscheinlichkeit von einzelnen gefährdeten Arten ist reduziert.

Im vierten Teilprojekt wurde der Einfluss von gestuften und von scharfen Waldrändern auf die Schneckenfauna extensiver Trockenweiden untersucht. Die Schnecken-Gesellschaft des Offenlands ändert sich deutlich gegen das Waldinnere bei den ersten Büschen oder Bäumen, und zwar unabhängig von der Waldrandart. Allerdings wurden mehr spezialisierte Offenlandarten und -individuen in der Nähe gestufter als in der Nähe scharfer Waldränder gefunden.

Keywords:
Trockenweiden, Gastropoden, Landnutzungsgeschichte, Nutzungsintensität, Düngung

Art der Publikation:
Dissertation

Literatur:
Boschi C. (2007). Impact of past and present management practices on the land snail community of nutrient-poor calcareous grasslands. Dissertation, Universität Basel, Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz (NLU)

Kontaktadresse:
Dr. Cristina Boschi
Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz (NLU)
St. Johanns-Vorstadt 10
CH-4056 Basel

Schürbungert 14
CH-8057 Zürich
c.boschi@unibas.ch
Tel: +41 (0)44 362 45 62


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