19.3.2007: Forschung CH
Die Populationsgenetik des Auerhuhns
Gwenaël Jacob
In der Schweiz gibt es immer weniger Auerhühner in zunehmend isolierten Populationen. Im Rahmen einer Studie wurden der Rückgang der genetischen Vielfalt sowie die Populationsstruktur und die Populationsdynamik des bedrohten Rauhfusshuhns mit Hilfe molekulargenetischer Methoden dokumentiert.
Mit Hilfe von molekular-genetischen Methoden haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Populationsstruktur und die Populationsdynamik des Auerhuhns (Tetrao urogallus L.) in den Schweizer Alpen untersucht. Die Resultate zeigen, dass genotypische Daten weniger durch Vorkenntnisse der Population beeinflusst werden als Bestandschätzung, die auf Spurentaxationen basieren. Genetische Methoden können deshalb für Bestandschätzung und Erfolgskontrollen von Fördermassnahmen verwendet werden. Im zweiten Teil der Studie werden die Landschaftsbarrieren beschrieben, welche die Auerhuhnpopulation in den Schweizer Alpen in vier regionale Populationen teilen. Verschiedene Muster der genetischen Diversität innerhalb und der genetischen Differenzierung zwischen den einzelnen Populationen weisen darauf hin, dass der Austausch von Individuen eingeschränkt ist. So zeigen Museumspräparate aus der Zeit vor 1950 eine höhere genetische Variabilität im Vergleich zu Proben von heutigen Populationen der gleichen Regionen. Daraus kann geschlossen werden, dass die einzelnen Populationen einen Teil ihrer genetischen Variabilität durch den Rückgang der Verbreitung und des Bestands der Auerhühner seit den 1950er Jahren verloren haben. Dies zeigt, dass isolierte Auerhuhnpopulationen durch genetische Faktoren negativ beeinflusst werden können, wenn der Genfluss zwischen den Regionalpopulationen nicht mehr funktioniert. Basierend auf den Resultaten dieser Studie empfehlen die Wissenschaftler, Massnahmen zu ergriffen, um die Populationen wieder zu verbinden und damit die Überlebensfähigkeit der Auerhuhnpopulationen in den Schweizer Alpen zu fördern. Die Studie hat auch gezeigt, dass das nicht-invasive Monitoring der Individuen von Lokalpopulationen des Auerhuhns wertvoll ist, um die Wirkung von Schutz- und Förderungsmassnahmen auf die Populationen zu untersuchen.
Keywords:
Auerhuhn, Schweizer Alpen, Inventarisierung, genetische Diversität, historische Analyse
Art der Publikation:
Dissertation
Literatur:
Jacob G. (2006). Conservation genetics of the capercaillie (Tetrao urogallus L.) in the Swiss Alps. Dissertation. Institut für Umweltwissenschaften, Universität Zürich, 123 S.
http://www.wsl.ch/programme/waldwild/modul4-de.ehtml
http://www.dissertationen.unizh.ch/2006/jacob/abstract.html
Kontaktadresse:
Dr. Kurt Bollmann
Biodiversität und Naturschutzbiologie
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
kurt.bollmann@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 24 11
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