19.3.2007: Forschung CH

Asiatischer Marienkäfer erreicht die Schweiz




Dirk Babendreier

Der Asiatische Marienkäfer hat letztes Jahr damit begonnen, die Schweiz von Norden her zu besiedeln. Die gebietsfremde Art kommt bereits in zehn Kantonen vor. Zu diesem Schluss kamen Wissenschaftler von der Abteilung Biosicherheit der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART und von CABI Bioscience in Delémont. Der Einwanderer hat das Potenzial, einheimische Arten zu verdrängen und zu einer Landplage zu werden.


Der ursprünglich in Japan und China beheimatete Asiatische Marienkäfer mit dem wissenschaftlichen Namen Harmonia axyridis breitet sich gegenwärtig explosionsartig in ganz Mitteleuropa aus. Die gefrässige und leicht zu züchtende Art wird seit den 1980er Jahren in mehreren europäischen Ländern zur biologischen Schädlingsbekämpfung vor allem in Gewächshäusern ausgesetzt. Von dort schaffte sie den Sprung in die Natur. Die ersten frei lebenden Asiatischen Marienkäfer wurden in den Jahren 1999 und 2000 in Deutschland und Belgien entdeckt. Das Verbreitungsgebiet vergrösserte sich stetig. In den darauf folgenden Jahren wurde die Art bereits in den Niederlanden, in Grossbritannien, Frankreich und Luxemburg nachgewiesen. Im Jahr 2004 war die Ausbreitungsfront in Europa weniger als hundert Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt. Wissenschaftler der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART beschlossen deshalb, zusammen mit Forschenden von CABI Bioscience in Delémont entlang der Grenze zu Deutschland die Marienkäferfauna mit Netzen und Klopftrichtern systematisch zu erfassen sowie in regelmässigen Abständen Lichtfallen aufzubauen. Ziel war es, die Ankunft des Asiatischen Marienkäfers zu dokumentieren. Zudem sollten die einheimischen Marienkäfer besser untersucht werden, um später die ökologischen Auswirkungen des Einwanderers aus Asien besser beurteilen zu können.
Die Wissenschaftler hatten ihre Arbeit gerade noch rechtzeitig begonnen: Während den Forschenden im Jahr 2005 nur einheimische Marienkäferarten ins Netz oder in die Falle gegangen sind, konnte die Art im darauf folgenden Jahr bereits in 10 Kantonen nachgewiesen werden. Besonders häufig wurde sie in Basel und den angrenzenden Regionen gefunden. Der Einwanderer ist in der Nordwestschweiz bereits die 7. häufigste Marienkäferart. In manchen der untersuchten Gebiete ist der konkurrenzstarke Einwanderer sogar häufiger als die einheimischen Arten. Der Neubürger kann trotz der sehr variablen Färbung relativ gut von den einheimischen Arten unterschieden werden. Im Gegensatz zu dem etwa gleich grossen einheimischen Siebenpunkt-Marienkäfer besitzen die meisten Exemplare insgesamt neunzehn schwarze Punkte auf der Flügeldecke. Typisch ist auch die schwarze, W-förmige Zeichnung auf dem Halsschild.
In den kommenden Jahren dürfte sich die Art weiter ausbreiten und deutlich häufiger werden. Aufzuhalten ist die Invasion nicht mehr. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass die Art zu einem dauerhaften Bestandteil der Schweizer Insektenwelt werden wird. Die Folgen für die einheimische Fauna und die Landwirtschaft sind noch nicht absehbar. Tatsache ist aber, dass auf dem Speiseplan des Asiatischen Marienkäfers nicht nur Blattläuse stehen, sondern auch Schmetterlingseier und andere Insekten, darunter auch Nützlinge und die Larven einheimischer Marienkäfer. Die Wissenschaftler werden den Käfer und die möglichen Auswirkungen auf die heimische Fauna auch in den kommenden Jahren im Auge behalten.

Keywords:
Invasive Arten, Harmonia axyridis, Nützling



Literatur:
Medienmitteilung der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART,
26. Januar 2007

Kontaktadresse:
Dr. Dirk Babendreier
Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich
dirk.babendreier@art.admin.ch
Tel: +41 (0)44 377 72 17


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