19.3.2007: Forschung CH

Lebensraum Ackerschonstreifen: die unterschätzte Ökofläche




Nina Richner

Ackerbegleitpflanzen wie Adonisröschen und Acker-Rittersporn sind weitgehend aus den Feldern der Schweiz verschwunden. So genannte Ackerschonstreifen tragen dazu bei, dass die Ackerbegleitflora erhalten und gefördert wird. Dies belegt eine Untersuchung der Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon ART. Eine Umfrage unter Landwirten hat gezeigt, welche Erfahrungen mit diesen ökologischen Ausgleichsflächen in der Praxis gemacht wurden und warum bisher nur wenige Landwirte Ackerschonstreifen anlegen.


Die immer bessere Saatgutreinigung sowie der Einsatz von Herbiziden und mineralischen Düngern haben dazu geführt, dass die Ackerbegleitflora aus den Getreide- und Hackfruchtäckern weitgehend verschwunden ist. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, erhalten Bewirtschaftende seit 1999 Öko-Beiträge für Ackerschonstreifen. Die drei bis zwölf Meter breiten Streifen werden im Gegensatz zu den besser bekannten Buntbrachen nicht aus der Bewirtschaftung genommen; die angesäten Kulturen aus Getreide, Raps oder Sonnenblumen werden lediglich extensiv bewirtschaftet. Bisher haben allerdings nur wenige Landwirte auf dieses Element des ökologischen Ausgleichs im Ackerland zurückgegriffen. Von 1999 bis 2004 nahm die Ackerschonstreifenfläche sogar von 59 auf 35 Hektaren ab. Unklar blieb zudem, ob die Streifen tatsächlich seltene Pflanzenarten fördern. Wissenschaftlerinnen der Forschungsanstalt ART haben deshalb die Ackerschonstreifen genauer unter die Lupe genommen.
Insgesamt wurden in den untersuchten Ackerschonstreifen 185 verschiedene Pflanzenarten gefunden. Im Durchschnitt wuchsen hier doppelt so viele Arten wie in der benachbarten, intensiv bewirtschafteten Kultur. Überall dort, wo Ackerbegleitpflanzen ausgesät wurden, konnten schweizweit gefährdete Pflanzenarten nachgewiesen werden. Ohne eine solche Behandlung tauchten seltene Pflanzenarten nur in einem Fünftel der Streifen auf.
Welche Erfahrungen die Landwirte mit Ackerschonstreifen gemacht haben und welche Probleme auftraten, wurde im Rahmen einer Umfrage bei Landwirten untersucht. Die Motivationen, solche Streifen anzulegen, waren die Förderung von Artenvielfalt und Nützlingen, die zusätzlichen Öko-Beiträge sowie das Erreichen der minimalen ökologischen Ausgleichsfläche. Verschiedene Landwirte erhielten positive Reaktionen der Bevölkerung auf die Felder mit Mohn, Kornblume und Kornrade.
Die Landwirte haben aber auch auf Probleme aufmerksam gemacht. Unzufrieden sind sie vor allem mit den Einschränkungen in der Wahl der Hauptkultur und mit der Verunkrautung des Streifens mit unerwünschten Pflanzen. Die Wissenschaftlerinnen empfehlen daher, Ackerschonstreifen nur auf Flächen ohne Problempflanzen anzulegen. Kritisiert wurde auch die Tatsache, dass die Artenvielfalt vom Feldrand aus nur bedingt sichtbar ist und dass sich die Ackerbegleitpflanzen teilweise schlecht etablieren würden. Die Untersuchungen der ART haben aber gezeigt, dass die Ackerbegleitpflanzen vorhanden sind und im Verborgenen blühen. Auf der Wunschliste der Landwirte steht eine bessere Beratung, günstigeres Wildpflanzen-Saatgut und eine Beitragserhöhung.
Der Ackerschonstreifen ist ein wenig bekanntes ökologisches Ausgleichselement. Es erstaunt deshalb nicht, dass fast die Hälfte der angemeldeten Flächen keine extensiv genutzten Ackerflächen sind, sondern Wiesenstreifen. Zurzeit wird an Alternativen zu Ackerschonstreifen geforscht.

Keywords:
Segetalflora, ökologischer Ausgleich, Ackerschonstreifen

Art der Publikation:
Diplomarbeit

Literatur:
Richner N. (2006). Die Schweizer Segetalflora - Untersuchungen zur Erhaltung, Förderung und zum Schutz der Segetalarten der Schweiz. Diplomarbeit, ETH Zürich

Kontaktadresse:
Lisa Eggenschwiler
Leiterin Arbeitsgruppe Öko-Ausgleich im Ackerbau (AGÖAA)
Agroscope Reckenholz-Tänikon ART
CH-8046 Zürich
lisa.eggenschwiler@art.admin.ch
Tel: +41 (0)44 377 74 13


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