24.1.2007: Forschung CH

Biodiversität in den Alpen




Thomas Spiegelberger

Auch in den Alpen geht die Artenvielfalt zurück. Eine im Rahmen des NFP 48 durchgeführte Studie hat nun einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zum besseren Verständnis der Ökologie des Berg-Grünlands und des Einflusses der Bewirtschaftungsart auf die Biodiversität der Wiesen und Weiden geleistet.


Der Artenreichtum geht weltweit mit einer nie zuvor erreichten Geschwindigkeit zurück. Viele Berggebiete in Europa sind zwar noch artenreich. Die Nutzungsintensivierung und die Nutzungsaufgabe bedrohen aber auch hier die Biodiversität. In beiden Fällen kann es zu Veränderungen in der Nährstoffverfügbarkeit kommen. Ziel dieser Arbeit war es, die Bedeutung von Landnutzungsveränderungen im Grünland in den Berggebieten auf die Nährstoffverfügbarkeit im Boden und auf die Vegetation zu untersuchen.
Am Beispiel von Alpweiden in fünf Regionen konnte gezeigt werden, dass die mittlere Artenzahl in gedüngten Weiden niedriger ist als in solchen, die traditionell bewirtschaftet werden. Der Artenreichtum auf 1 m² war negativ mit dem Bodennitratgehalt korreliert. Auf aufgegebenen Weiden war der Artenreichtum negativ, auf gedüngtem Grünland jedoch positiv mit dem Deckungsgrad des Germers, einem giftigen Unkraut, korreliert. Am Beispiel einer subalpinen Wiese wurde gezeigt, dass eine 2 bis 4 Jahre andauernde Nutzungsveränderung ? in diesem Fall eine jährliche Kalkung mit 40 g/m², die vor 70 Jahre beendet wurde ? noch immer signifikant die Zusammensetzung der Vegetation und der Boden-Mikroorganismen beeinflusst.
Eine mögliche Massnahme gegen eine erhöhte Nährstoffverfügbarkeit ist die Zugabe von Kohlenstoff zum Boden, welche zu einer Aktivierung der Bodenmikroorganismen führt und somit einen Teil des Stickstoffs zeitlich für die Pflanzen unverfügbar macht. Ergebnisse einer dreijährigen Feldstudie zeigen, dass die Grasdeckung auf den mit Kohlenstoff gedüngten Flächen signifikant niedriger war, wohingegen die Deckung der Kräuter kaum beeinflusst wurde.
Diese Studien zeigen, dass die Beibehaltung der traditionellen Landnutzung entscheidend für die Erhaltung des Pflanzenreichtums des Berg-Grünlands ist, da sowohl die Intensivierung als auch die Nutzungsaufgabe die Artenzusammensetzung verändern und den Artenreichtum verringern. Schon kurzfristige Veränderungen können nachhaltige Auswirkungen auf die Artenzusammensetzung haben. Eine viel versprechende Massnahme, den pflanzenverfügbaren Stickstoff zu verringern, ist die Zugabe von Kohlenstoff.

Keywords:
Landnutzung, Alpen, Stickstoff, Grünland

Art der Publikation:
Dissertation

Literatur:
Spiegelberger T. (2006). Land use, soil nutrients availability and conservation of biodiversity on mountain grasslands. PhD thesis. Department of Biology, Unit of Ecology and Evolution, University of Fribourg, Switzerland. 119 pp.

Kontaktadresse:
Cemagref de Grenoble
Ecosystèmes montagnards
Domaine universitaire
2, rue de la Papeterie - BP 76
F-38402 Saint-Martin-d'Hères cedex
France
thomas.spiegelberger@cemagref.fr
Tel: +33 4 76 76 28 19


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