6.8.2003: Forschung CH

Sturmflächen: Neuer Lebensraum für Rehe?




Kathrin Bühler

Haben "Lothar" und andere Winterstürme mit ihren Windwurfflächen die Habitatnutzung der Rehe verändert? Die Untersuchung zeigte, dass Rehe neben Sturmwurfflächen weiterhin auch die geschlossenen Waldflächen nutzen. Zur Nahrungssuche werden ungeräumte Flächen sogar am wenigsten häufig aufgesucht.


Das Reh (Capreolus capreolus) bevorzugt als Lebensraum kleinräumige Strukturen mit hochwertiger Nahrung und genügend Deckung. Durch den Orkan Lothar entstand am 26.12.1999 in den Wäldern des schweizerischen Mittellandes infolge grossflächiger Windwürfe ein Mosaik verschiedenster Habitatstypen und somit ein idealer Lebensraum für die Rehe. Die vorliegende Arbeit untersuchte am Beispiel des Staatswaldes von Habsburg, wie stark und auf welche Weise die Rehe den Wald nach Lothar nutzen und inwiefern sich verschiedene Habitatstypen in einem von Lothar beeinträchtigten Wald bezüglich dem Nahrungs- und Deckungsangebot unterscheiden. Ausserdem wurde untersucht, ob die Nutzung vom Nahrungsangebot und der visuellen Deckung abhängt. Die Art der Nutzung wurde dabei mittels indirekter Methoden (Verbissdichte, Anzahl Rehbetten und Anzahl Kothaufen) erhoben. Die Resultate zeigten, dass sich die Habitatstypen sowohl im Nahrungsangebot als auch im Deckungsangebot unterscheiden. Beim Nahrungsangebot war der Unterschied vor allem durch das Vorkommen von Brombeeren (Rubus sp.) bedingt. Bei den untersuchten Verhaltensformen war nur das Nahrungsverhalten vom Habitatstyp abhängig, nicht aber das Ruheverhalten und die Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Es gab jedoch Hinweise, dass Stangenholz-Baumholz-Bestände am meisten genutzt werden. Bezüglich Angebot und Nachfrage wurden beliebte Futterpflanzen stärker gefressen, je geringer ihr Angebot war. Die Gesamtzahl der Bäume sowie der Deckungsgrad beliebter Kräuter hatte jedoch keinen Einfluss auf die Verbissdichte der Bäume. Keine Abhängigkeit konnte zwischen dem Ruheverhalten und dem Deckungsangebot gefunden werden. Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass die Kotdichte weder von der Anzahl der Rehbetten noch von der Verbissdichte abhing.

Keywords:
Windwurf, Reh, Habitatsnutzung, Nahrungsangebot, Deckungsangebot

Art der Publikation:
Diplomarbeit

Literatur:
Bühler K. (2002): Die Nutzung verschiedener Habitatstypen durch das Reh (Capreolus capreolus) in einem vom Orkan "Lothar" betroffenen Wald. Diplomarbeit, ETHZ, Dept. Biologie, 41 Seiten
http://www.wsl.ch/programme/waldwild/

Kontaktadresse:
Karin Hindenlang oder Dr. Werner Suter, Eidg. Forschungsanstalt WSL, CH-8903 Birmensdorf
karin.hindenlang@wsl.ch


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