8.11.2006: Forschung CH

Den Wert der Alpenlandschaft nutzen




Helen Simmen, Felix Walter, Michael Marti

Welche Rolle spielt die Landschaft für die alpine Wirtschaft? Das Nationale Forschungsprogramm «Landschaften und Lebensräume der Alpen» zeigt in einer ersten Teilsynthese, dass sich dem Alpengebiet durch die Erhaltung der Landschaft wirtschaftliche Chancen eröffnen.


Welchen wirtschaftlichen Wert haben Alpenlandschaften und wie lässt sich dieser Wert in Einkommen umsetzen? Dies sind zwei zentrale Fragen, mit denen sich gut ein Dutzend Forschungsprojekte des Nationalen Forschungsprogramms NFP48 befasst haben. Verschiedene Wechselwirkungen im Spannungsfeld zwischen Schützen und Nutzen – zu beobachten am Beispiel der Naturpärke, bei land- und forstwirtschaftlichen oder auch touristischen Nutzungen – sind durch diese Projekte klarer geworden.
Die nun vorliegende thematische Synthese gibt einen fundierten Überblick über die Chancen verschiedener Entwicklungsstrategien im Alpenraum und enthält Empfehlungen für Entscheidungsträger. Sie zeigt, dass sich den alpinen Regionen mit den Alpenlandschaften teilweise noch ungenutzte Chancen eröffnen. Einerseits liegen diese Chancen in optimierten marktwirtschaftlichen Strategien wie dem Tourismus, der Nutzung erneuerbarer Energie oder einer intensiveren Vermarktung von Produkten aus der Berglandwirtschaft. Erfolg versprechend ist dabei die Verbindung von natürlichen Ressourcen mit Produkten und Dienstleistungen. Zwar ist die Konkurrenz gross, und Nischen sind immer schwieriger zu finden. Mit Innovationen können aber immer wieder neue Märkte erschlossen werden, wie beispielsweise die erfolgreiche Idee von Iglu-Übernachtungen zeigt. Andererseits kann – eine weitere Chance fürs Alpengebiet – die Landschaft als öffentliches Gut optimaler genutzt werden, indem die Abgeltungen an die alpine Bevölkerung verstärkt mit ökologischen Zielen verknüpft und an Leistungen gebunden werden, welche zum Schutz und zur Pflege der Landschaft erbracht werden. Hier besteht die Kunst darin, die richtigen Anreize zu setzen, ohne Fehlentwicklungen wie ein Überangebot an landwirtschaftlichen Produkten zu schaffen.
Ein rauer Wind weht insbesondere im Tourismus – vor allem für Regionen, die weder in Agglomerationsnähe liegen noch über ein konkurrenzfähiges Tourismusangebot verfügen. In abgelegenen Gebieten können Naturpärke zwar neue Perspektiven eröffnen. Allerdings entfaltet sich eine regionalwirtschaftliche Wirkung erst, wenn traditionelle Nutzungen innovativ mit neuen Dienstleistungen, also beispielsweise mit attraktiven Angeboten des sanften Tourismus, Themenparks usw. kombiniert werden.
Der Schutz von Naturlandschaften hat in vielen Fällen einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen, doch sind die Abgeltungen für einen Nutzungsverzicht meist gering. Umweltfonds oder ein Markt mit Entwicklungsrechten könnten hier neue Finanzierungsformen zum Schutz der alpinen Landschaft darstellen. Die Entwicklungschancen von Regionen lassen sich auch durch Labels erhöhen. Sie vereinfachen die Vermarktung und können auch dazu eingesetzt werden, die öffentlichen Abgeltungen regional zu konzentrieren.

Keywords:
Landschaftsschutz, Alpen, Label, Tourismus, Berglandwirtschaft

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Simmen H., Walter F., Marti M. (2006). Den Wert der Alpenlandschaften nutzen. Thematische Synthese zum Forschungsschwerpunkt IV «Raumnutzung und Wertschöpfung» des Nationalen Forschungsprogramms 48 «Landschaften und Lebensräume der Alpen» des Schweizerischen Nationalfonds, vdf-Verlag, Zürich.

Die französische Ausgabe des Buches erscheint voraussichtlich im November 2006, ebenfalls im vdf-Verlag.

http://www.nfp48.ch

Kontaktadresse:
Helen Simmen
Ecoplan
Schützengasse 1
CH-6460 Altdorf

Felix Walter
Ecoplan
Thunstr. 22
CH-3005 Bern
simmen@ecoplan.ch
Tel: +41 (0)41 872 10 60 oder +41 (0)31 356 61 61


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