20.9.2006: Forschung CH
Fliessgewässer sind in einem schlechten Zustand
Mark E. Borsuk et al.
Ein im Rahmen einer Gesamtsynthese des Projekts «Fischnetz» entwickeltes Fischmodell zeigt, dass vor allem mangelhafte Lebensraumbedingungen in den Flüssen und Bächen der Schweiz für den Rückgang der Bachforellenbestände verantwortlich gemacht werden können.
In den Schweizer Flüssen und Bächen ist der Fischbestand seit den 1980er Jahren deutlich zurückgegangen. Besonders betroffen ist die Bachforelle. Im Rahmen des Projekts «Netzwerk Fischrückgang Schweiz» haben über 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dieses Phänomen fünf Jahre lang systematisch untersucht. Die Resultate zeigten, dass zahlreiche Faktoren am Niedergang der Fischfauna beteiligt sind, und dass in den verschiedenen Fliessgewässern unterschiedliche Faktoren für den Fischrückgang verantwortlich gemacht werden können.
Im Rahmen einer Gesamtsynthese wurde ein qualitatives, ausdifferenziertes Interaktions-Diagramm entworfen, das die in den Fischnetz-Teilprojekten untersuchten Ursache-Wirkungs-Beziehungen grafisch darstellt. In einem zweiten Schritt wurden anhand von Resultaten aus dem Projekt und aus anderen Studien sowie von Expertengesprächen die qualitativen Beziehungen im Diagramm mathematisch beschrieben und durch Wahrscheinlichkeiten ausgedrückt. Mit dem so geknüpften Wahrscheinlichkeitsnetzwerk, das den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand widerspiegelt, können Vorraussagen über die Dichte der einzelnen Lebensstadien (Eier, Brütlinge, juvenile und adulte Tiere) einer Bachforellenpopulation gemacht werden.
Das Fischmodell identifizierte zudem ungünstige Lebensraumbedingungen als wichtigsten Faktor für die Reduktion der Fischbestände in 12 Testgebieten in der Schweiz. Fast alle Populationen werden durch mindestens einen Stressfaktor beeinträchtigt. Um die Wirkung von Massnahmen abzuwägen, wurden Modellvoraussagen erstellt, die die Entfernung des bedeutendsten Stressors an jeder Untersuchungsstelle annehmen. Die Resultate zeigen, dass an einigen der untersuchten Stellen signifikante Verbesserungen erwartet werden können. Die Populationen im Mittel- und Unterlauf des Liechtensteiner Binnenkanals würden beispielsweise von einer Aufwertung des Lebensraums und einer verringerten Verfestigung der Gewässersohle profitieren.
Keywords:
Bachforelle, Modell, Fischrückgang
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Borsuk M.E. et al. (2006). Assessing the decline of brown trout (Salmo trutta) in Swiss rivers using a Bayesian probability network. Ecological Modelling 192, 224-244.
Kontaktadresse:
Dr. Mark E. Borsuk, EAWAG, Überlandstrasse 133, CH-8600 Dübendorf
mark.borsuk@eawag.ch
Tel: +41 (0)44 823 54 81
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