24.7.2006: Forschung CH
Weiterhin dramatischer Rückgang der Amphibien
Adrian Möhl, Beatrice Lüscher
Die Bestände sämtlicher Lurche in der Schweiz sind rückläufig. Besonders schlecht sieht es für die Gelbbauchunke aus: Eine im letzten Jahr durchgeführte systematische Suche im Berner Oberland hat ergeben, dass die Hälfte der im Jahr 1977 bekannten Populationen verschwunden ist.
Die Situation der Gelbbauchunken im Berner Oberland ist weit schlechter als erwartet. Zu diesem Schluss kommen Forschende, die im letzten Jahr die Unkenvorkommen im Berner Oberland kartiert haben. Die Hälfte der einst bekannten Populationen ist aus verschiedenen Gründen innerhalb der letzten Jahrzehnte ausgestorben. Ein Viertel der Populationen besteht nur noch aus weniger als sechs ausgewachsenen Tieren. Nur gerade vier Standorte beherbergten mehr als 30 Unken. An einigen Standorten konnten keine Unken nachgewiesen werden, obwohl sich der Lebensraum grundsätzlich für Unken eignen würde. Die Wissenschaftler vermuten, dass die zunehmende Isolation der einzelnen Populationen eine Besiedelung dieser Standorte durch Unken verhindert.
Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, müssen wieder gute Lebensbedingungen in verschiedenen, gut miteinander vernetzten Gebieten geboten werden. Die Faktoren, welche sich bei der Analyse der Habitate aktueller Populationen als wichtig herausgestellt haben, geben wertvolle Hinweise, auf was bei Naturschutzmassnahmen zugunsten der Gelbbauchunke zu achten ist. Unken leben vor allem in Gebieten, die ihrem Herkunftshabitat Aue ähnlich sind. Um Unkenpopulationen zu erhalten, müssen deshalb Habitate erstellt und gefördert werden, die dem Auenstandort am nächsten kommen. Solche Pionierstandorte bedürfen einem relativ geringen Aufwand bei der Schaffung, müssen aber in regelmässigen Abständen gepflegt werden.
Erste Massnahmen zur Verbesserung von Unkenhabitaten wurden dank der guten Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen wie dem Naturschutzinspektorat Bern, Pro Natura Thun, Pro Natura Berner Oberland und Stiftung Landschaft und Kies schon im Spätherbst 2005 unternommen. So konnten z.B. im Gebiet Lütschisand zwei grosse zusätzliche Tümpel gebaut werden, die auch beim Hochwasser im Sommer vom See abgeschnitten sind. Dies ist wichtig, da im Jahr 2005 die Tümpel im Schwemmgebiet der Lütschine weggeschwemmt wurden oder derart überflutet waren, dass nie Larven
nachgewiesen werden konnten. Weitere Massnahmen sind erfolgt oder werden 2006 umgesetzt.
Keywords:
Amphibien, Gelbbauchunke, Naturschutz
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Möhl A., Lüscher B. (2005). Gelbbauchunken im Kanton Bern. Kurzbereicht im Rahmen der Amphibienprojekte Kanton Bern, Naturschutzinspektorat Bern.
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Kontaktadresse:
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