7.4.2006: Forschung CH

Die Förderung des Auerhuhns




Roland F. Graf

Im Rahmen des Auerhuhnprojekts an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL wurden die Lebensraumansprüche des Rauhfusshuhns auf verschiedenen räumlichen Ebenen vom Waldbestand bis zur Landschaft untersucht. Die Resultate bilden die Grundlage für die überregionale Planung von Förderungsmassnahmen.


Die Bestände des Auerhuhns (Tetrao urogallus) sind in ganz Mitteleuropa stark zurückgegangen. In der Roten Liste der gefährdeten Brutvogelarten der Schweiz ist das Rauhfusshuhn als stark gefährdet eingestuft. Lebensraumveränderungen werden als eine der Hauptursachen für den Rückgang genannt; aber auch die Grösse, Verteilung und Fragmentierung von günstigen Lebensräumen haben einen starken Einfluss auf Auerhuhnpopulationen. Vor diesem Hintergrund waren die Hauptziele einer Doktorarbeit an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL die Identifikation der entscheidenden Faktoren, welche das Vorkommen des Auerhuhns auf verschiedenen räumlichen Ebenen beeinflussen, sowie die Erarbeitung einer räumlichen Grundlage für populationsbiologische Analysen.
Mit einem multiskalaren Habitatmodell konnte die grobe Verbreitung des Auerhuhns in den Schweizer Alpen mit wenigen Landschaftsvariablen wie etwa mittlere Temperatur, Waldanteil und Topographie gut erklärt werden. Die durch einzelne Variablen erklärte Varianz war dabei stark abhängig von der gewählten räumlichen Auflösung. Zudem ergaben sich bedeutende regionale Unterschiede, wenn für die Voralpen und die Zentralen Alpen separate Habitatmodelle gerechnet wurden. Diese grossräumigen Modelle wurden auf die gesamte Fläche der Schweiz angewendet. Das Resultat war eine Lebensraumpotenzialkarte für das Auerhuhn.
Daten zur Waldstruktur sind nicht flächendeckend in einheitlicher Form verfügbar und konnten für die Entwicklung der grossräumigen Modelle nicht verwendet werden. Deshalb wurde der Einfluss der Waldstruktur und des Waldbestandsmosaiks auf das Vorkommen des Auerhuhns in 52 Untersuchungsflächen untersucht. Auf den über die Alpen verteilten Untersuchungsflächen (je 5 km2; entspricht einem mittleren Auerhuhn-Streifgebiet) wurden ausgewählte Waldstrukturvariablen aus Luftbildern erfasst. Untersuchungsflächen mit stabilem Auerhuhnbestand zeichneten sich gegenüber verwaisten Flächen durch einen hohen Anteil an lichtem, mehrschichtigem Wald aus.
Diese Dissertation hat einen direkten Nutzen für die Naturschutzpraxis. Sie enthält neue Erkenntnisse über die Ansprüche des Auerhuhns an das Mosaik unterschiedlicher Waldbestände. Die grossräumigen Habitatmodelle erlauben es, wichtige Flächen für die Förderung des Auerhuhns zu identifizieren und in Prioritätsstufen zu klassieren. Diese Methode wurde für die Erarbeitung der Regionaldossiers des «Nationalen Aktionsplans Auerhuhn» verwendet.


Keywords:
Tetrao urogallus, Auerhuhn, Habitatmodell, Landschaftsökologie, Naturschutzbiologie

Art der Publikation:
Dissertation

Literatur:
Graf R.F. (2005). Analysis of capercaillie habitat at the landscape scale using aerial photographs and GIS. Ph.D. Thesis, Swiss Federal Institute of Technology Zürich, Zürich.
http://www.ufz.de/index.php?de=6028

Vollstänige Dissertation als pdf (7.9 MB)

Kontaktadresse:
Dr. Kurt Bollmann, Eidg. Forschungsanstalt WSL, Zürcherstrasse 111, CH-8903 Birmensdorf
roland.graf@alumni.ethz.ch
Tel: +41 (0)44 739 24 11


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