23.3.2006: Forschung international
Die Rückkehr des Elchs nach Mitteleuropa
Ulrich Schmölcke, Frank E. Zachos
Wissenschaftler haben die Verbreitungsgeschichte des Elchs in Mitteleuropa rekonstruiert. Noch vor 2000 Jahren lebten Elche auch in der Schweiz. Erst im Mittelalter verschwanden sie aus ganz Mitteleuropa. Seit einigen Jahrzehnten dringt der Elch aber wieder von Osten her nach Deutschland und Österreich vor.
Aufgrund von Knochenfunden aus archäologischen und geologischen Ausgrabungen haben Wissenschaftler die Verbreitungsgeschichte des Elchs rekonstruiert. Nach der letzten Eiszeit war der Elch eines der ersten grossen Säugetiere, das wieder nach Mitteleuropa eingewandert ist. Bereits vor 12’000 Jahren hat der Elch weite Teile Mitteleuropas besiedelt. Zweitausend Jahre später setzte allerdings eine Rückzugsbewegung ein, die zunächst Frankreich und dann England erfasste. Vor 9000 Jahren scheint die Populationsdichte auch in Mitteleuropa abgenommen zu haben. Vor 2000 Jahren existierten auch in der Schweiz nur noch Reliktpopulationen, die aber erst im frühen Mittelalter erloschen. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Ursachen für das Verschwinden des Elchs vielschichtig sind. Vegetations- und Klimaänderungen, die zunehmende Zersiedelung der Landschaft durch den Menschen sowie der erhöhte Jagddruck dürften die wichtigsten Gründe für das Aussterben des Elchs gewesen sein. In der jüngsten Zeit können jedoch wieder Ausbreitungstendenzen von Osten her festgestellt werden. Die Arealentwicklung des Elchs in Ost- und Ostmitteleuropa seit dem Ende des 2. Weltkriegs wie auch Erfahrungen mit den Beständen in Skandinavien zeigen, dass Elche menschliches Kulturland nicht meiden und deshalb künftig eine Ausweitung des Verbreitungsgebietes weit nach Westen möglich erscheint.
Keywords:
Elch, Ausbreitung, Rückgang
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Schmölcke U., Zachos F.E. (2005). Holocene distribution and extinction of the moose (Alces alces, Cervidae) in Central Europe. Mammalian Biology 70, 329-344.
Kontaktadresse:
Ulrich Schmölcke, Zoologisches Institut, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Olshausenstr. 40, D-24118 Kiel, Deutschland
u.schmoelcke@schleswig-holstein.de
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