23.3.2006: Forschung CH
Die Natur als Arzneimittelhersteller und als Quelle der Inspiration für Chemikerinnen und Chemiker
Karl-Heinz Altmann
Über die Hälfte aller Medikamente basiert direkt oder indirekt auf Stoffen, die von Pflanzen, Pilzen oder Bakterien gebildet werden. Aktuelle Forschungsarbeiten am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich zeigen, dass die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Biodiversität für die Menschen überlebenswichtig ist.
Naturstoffe bilden ein unermessliches Reservoir an Leitstrukturen für die Entwicklung neuer Arzneimittel. Bei mehr als 50% der heute therapeutisch eingesetzten Medikamente handelt es sich um solche von Pflanzen, Pilzen oder Bakterien gebildete Stoffe oder strukturell davon abgeleitete Substanzen. Im ersten Teil der Publikation wird die Verwendung von Naturstoffen als Leitstrukturen für die Arzneimittelentwicklung anhand von zwei in der klinischen Praxis etablierten Arzneimitteln bzw. Arzneimittelgruppen exemplarisch illustriert. Der zweite Teil des Artikels beschäftigt sich mit einer neuen Klasse von Naturstoffen, den so genannten Epothilonen, die als Leitstrukturen für die Krebsmittelforschung in der jüngsten Vergangenheit grosse Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Die Untersuchung der Zusammenhänge zwischen Struktur und Wirkung dieser Moleküle durch chemische Synthese geeigneter Analoga bildet eines der Forschungsthemen einer Arbeitsgruppe am Institut für Pharmazeutische Wissenschaften der ETH Zürich. Das Erkennen dieser Zusammenhänge bildet die Voraussetzung für die Entwicklung von neuen Arzneistoffen, die ein gegenüber den ursprünglich aus natürlichen Quellen isolierten Naturstoffen verbessertes Wirkprofil aufweisen. Gegenwärtig befinden sich sechs Verbindungen vom Epothilon-Typ in verschiedenen Phasen der klinischen Entwicklung als Krebsmedikamente. Die Forschungsarbeiten zeigen, wie wichtig es ist, die Biodiversität unter anderem auch als viel versprechende Quelle für neue Medikamente zu erhalten.
Keywords:
Antibiotika, Biogene Arzneistoffe, Wert, Krebsmedikamente
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Altmann K.H. (2005). Die Natur als Arzneimittelhersteller und als Quelle der Inspiration für den Chemiker: die Bedeutung von Naturstoffen in der Arzneimittelforschung. Vierteljahrsschrift der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich 150/3-4, 97-105
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Karl-Heinz Altmann, ETH Zürich, Dept. Chemie und Angewandte Biowissenschaften, Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, ETH Hönggerberg, Wolfgang-Pauli-Str. 10, CH-8093 Zürich
karl-heinz.altmann@pharma.ethz.ch
Tel: +41 (0)44 633 73 90
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