8.12.2005: Forschung CH
«Moderat positive Wirkung» der Ökomassnahmen in der Landwirtschaft
Felix Herzog, Thomas Walter
Eine breit angelegte Evaluation der ökologischen Ausgleichsflächen hat ergeben, dass Ökoflächen in der Regel mehr und anspruchsvollere Pflanzen- und Tierarten beherbergen als Vergleichsflächen. Dennoch lag die Qualität vieler Flächen unter den Erwartungen, und es wurde kaum eine Wirkung auf bedrohte Arten festgestellt. In Zukunft sollte mehr Gewicht auf die Förderung der Qualität der Flächen gelegt und eine bessere Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Naturschutz und Raumplanung angestrebt werden.
Im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft haben Agroscope FAL Reckenholz und RAC Changins, SRVA, Vogelwarte Sempach, FiBL, und WSL die Wirkung von ökologischen Ausgleichsflächen (öAF) auf die Biodiversität untersucht. Die Mindestforderung, dass auf öAF die Artenvielfalt höher sein soll als auf Vergleichsflächen, wird weitgehend erfüllt. Auf öAF kamen in der Regel mehr und anspruchsvollere Arten vor als auf den intensiv bewirtschafteten Kontrollflächen. Dies traf auf alle Typen von öAF und auf alle untersuchten Organismengruppen zu. Misst man allerdings die öAF an bestehenden Qualitätsmassstäben, wie der Öko-Qualitätsverordnung (ÖQV), oder vergleicht man ihre Artenzusammensetzung mit der Artenzusammensetzung von traditionell bewirtschafteten Wiesentypen (z.B. Fromentalwiesen) oder Obstgärten, so stellt man fest, dass solche Ansprüche nur teilweise befriedigt werden. Insgesamt wird geschätzt, dass im Mittelland 20'000 Hektaren öAF die Kriterien der ÖQV erfüllen. Das entspricht knapp einem Drittel der angestrebten 65'000 Hektaren qualitativ wertvoller öAF im Talgebiet.
Am anspruchsvollsten ist das Ziel, mit dem ökologischen Ausgleich Arten der Roten Listen zu erhalten oder sogar ihre Wiederausbreitung zu ermöglichen. In den öAF (mit Ausnahme der Streueflächen) wurden nur wenige Pflanzen- und Tierarten der Roten Listen gefunden. Die Stärken des ökologischen Ausgleichs liegen jedoch darin, dass er die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft generell fördert und potenziell gefährdete Arten davor bewahrt, so selten zu werden, dass sie den Status einer Art der Roten Liste bekommen.
Obwohl die öAF maximal 20% der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Untersuchungsgebiete ausmachen, tragen sie 50 bis 80% zur gesamten Diversität der untersuchten Pflanzen- und Arthropodenarten bei. Mit jedem öAF-Typ kommen neue Arten hinzu. Die verschiedenen Graslandtypen machen mit fast 80% den weitaus grössten Teil der flächigen öAF aus. Im Mittelland spiegelt die Artenzusammensetzung der Mehrzahl der Ökowiesen noch immer die intensive Bewirtschaftung wider, welcher sie vor der Umwandlung in öAF unterworfen waren; nur 20% der «Extensiv genutzten Wiesen» und der «Wenig intensiv genutzten Wiesen» erfüllen die Kriterien der ÖQV. Im Berggebiet hingegen weisen die Ökowiesen eine vergleichsweise hohe Qualität auf: 80% der untersuchten Ökowiesen in den Nord- und Zentralalpen erfüllten die Kriterien der ÖQV. Sie tragen ausserdem zur Aufrechterhaltung der Bewirtschaftung bei.
Die anderen öAF-Typen sind flächenmässig weniger bedeutend, was aber nicht heisst, dass sie nicht auch einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität leisten. Insbesondere Brachen und Hecken haben für die Biodiversität in der Agrarlandschaft eine grosse Bedeutung; Hecken und traditionelle Obstgärten sind für das Landschaftsbild sehr wichtig. Die wichtigsten Empfehlungen für die Weiterentwicklung des ökologischen Ausgleichs sind:
* In Zukunft soll zusätzlich zur Menge an öAF vor allem deren Qualität gefördert werden.
* Für die Ökowiesen im Mittelland ist die Einführung einer Mindestqualität und eine Verlängerung der Mindestvertragsdauer über 6 Jahre hinaus zu prüfen.
* Hecken, Brachen und Kleinstrukturen sind vermehrt zu fördern.
* Es sind hochwertige ÖQV-Vernetzungsprojekte umzusetzen.
Keywords:
Ökologischer Ausgleich, ökologische Ausgleichsflächen, Evaluation, Landwirtschaft, ÖQV
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Herzog F., Walter T. (Hrsg.) (2005). Evaluation der Ökomassnahmen Bereich Biodiversität. Schriftenreihe der FAL 56.
http://www.reckenholz.ch/Evalu-CH/
Kontaktadresse:
Felix Herzog, Agroscope FAL Reckenholz, Reckenholzstrasse 191, CH-8046 Zürich
felix.herzog@fal.admin.ch
Tel: +41 (0)44 377 74 45
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