8.12.2005: Forschung CH
Reptilien: Rote Liste 2005 zeigt beunruhigende Entwicklung
Jean-Claude Monney, Andreas Meyer
Das BUWAL und die KARCH haben eine neue Rote Liste der gefährdeten Reptilien der Schweiz publiziert. Von den 19 in der Schweiz angetroffenen Taxa befinden sich 79% auf der Roten Liste. Die Bestände seltener Arten haben weiter abgenommen, weit verbreitete oder weniger gefährdete Arten werden immer seltener.
Für die Ausgabe 2005 der Roten Liste der Reptilien kamen die Kriterien und Gefährdungskategorien der Weltnaturschutzorganisation IUCN zur Anwendung. Die IUCN hat objektive, für alle Artengruppen verwendbare Kriterien und Gefährdungskategorien ausgearbeitet. Nach den Kriterien der IUCN gehören nur Arten auf die Rote Liste, die entweder ein kleines Verbreitungsgebiet besitzen oder in den letzten zehn Jahren einen massiven Bestandeseinbruch erlitten haben. Wenn eine Art gemäss den Kriterien der IUCN auf die Rote Liste gesetzt wird, hat sie deshalb den grösstmöglichen Schutz dringend nötig.
Die für die Rote Liste 2005 durchgeführten Felduntersuchungen zeigen einen weiteren starken Rückgang der Bestände und der Lebensräume der ohnehin seltenen Arten der Schweiz (siehe Tabelle 1 der Roten Liste). Beunruhigend ist aber auch der Rückgang der weniger gefährdeten und weit verbreiteten Arten. Diese Tatsache trifft insbesondere auf die Ringelnatter zu, für die ein Rückgang von über 30% festgestellt werden musste (siehe Tabelle 2 der Roten Liste).
Ein Vergleich mit der vorangehenden Roten Liste zeigt, dass der Anteil der gefährdeten Arten auf der aktuellen Roten Liste (79%) praktisch gleich ist wie auf der Roten Liste von 1994 (80%). Ein direkter Vergleich ist allerdings schwierig, weil die Beurteilungskriterien nicht dieselben sind und die Anzahl beurteilter Taxa 1994 mit 14 Arten anders war als 2005 mit 19 Unterarten resp. genetischen Kladen. Als wichtige Unterschiede kann man dennoch festhalten, dass aktuell drei Taxa in der Kategorie «vom Aussterben bedroht» (CR) stehen (1994: ein Taxon), die Sumpfschildkröte nicht mehr als in der Schweiz ausgestorbene Art gilt, sondern als vom Aussterben bedroht (CR), die Mauereidechsen nicht mehr auf der Roten Liste geführt werden und dass die Ruineneidechse (Podarcis sicula) als nicht autochthone Art ebenfalls nicht mehr auf der Roten Liste steht.
Die Feldarbeiten für die Rote Liste 2005 haben die Datengrundlage für eine erneute Aktualisierung der Roten Liste in zehn Jahren gegenüber heute deutlich verbessert. Insgesamt wurden 2'415 neue Reptilienbeobachtungen aus den 294 Untersuchungsflächen zusammengetragen. Im Jahr 2002 wurde der Status verschiedener Populationen von besonders seltenen Arten genauer abgeklärt, insbesondere auf der Basis von älteren Daten, über welche die KARCH verfügt. In den Jahren 2003 und 2004 wurden 294 zufällig ausgewählte Untersuchungsflächen in allen biogeografischen Regionen der Schweiz von insgesamt 48 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehrmals mit dem Ziel besucht, eine bestimmte Art (Zielart) auf diesen Flächen nachzuweisen.
Die Arten der Roten Liste haben entweder eine sehr limitierte Verbreitung in der Schweiz (Kriterium B), oder sie leiden unter starken Bestandesrückgängen (Kriterium A). Die seltensten und vom Aussterben bedrohten Arten bedürfen eines schnellen und effizienten Schutzes. Für die weiter verbreiteten Arten müssen Massnahmen ergriffen werden, die einen weiteren Rückgang verhindern und die bestehenden Populationen stabilisieren oder sogar vergrössern. Für die in der Roten Liste diskutierten Prioritäten für den Reptilienschutz schlägt die KARCH mehrere konkrete Massnahmen für die kommenden zehn Jahre vor. Es könnte sich vieles zum Bessern wenden, wenn für Reptilien geeignete Typen von ökologischen Ausgleichsflächen im Landwirtschaftsgebiet geschaffen würden. So könnte mit einem bewährten Instrument des kooperativen Naturschutzes viel für diese bedrohten Tiere getan werden.
Keywords:
Reptilien, Rote Liste, Naturschutz
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Monney J.-C., Meyer A. (2005). Rote Liste der gefährdeten Reptilien der Schweiz. BUWAL-Reihe: Vollzug Umwelt. 50 S.
http://www.karch.ch/karch/d/pro/rolir/rolirfs2.html
pdf Rote Liste der gefährdeten Reptilien der Schweiz (0.7 MB)
Kontaktadresse:
KARCH, Bernastrasse 15, CH-3005 Bern
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