8.12.2005: Forschung CH

Amphibien weiterhin gefährdet




Benedikt Schmidt, Silvia Zumbach

Die vom BUWAL und der KARCH publizierte neue Rote Liste der gefährdeten Amphibien zeigt, dass die Bestände fast aller Arten zurückgegangen sind. Einzige Ausnahme ist der Grasfrosch. Die Situation könnte entschärft werden, wenn für Amphibien geeignete Typen von ökologischen Ausgleichsflächen im Landwirtschaftsgebiet geschaffen würden.


Weltweit stehen 30% aller Amphibienarten auf der Roten Liste, in der Schweiz liegt der Anteil laut der Roten Liste 2005 bei 70% und ist damit mehr als doppelt so hoch. Auf der Roten Liste von 1994 waren sogar 95% unserer Amphibienarten aufgeführt. Daraus darf aber nicht geschlossen werden, dass es den Amphibien heute in der Schweiz besser geht als vor 10 Jahren. Aus verschiedenen Gründen ist ein direkter Vergleich nicht zulässig. So wurden für die neue Liste zwei bisher als ausgestorben taxierte Arten neu als «data deficient» eingestuft. Ausserdem sind die nun angewandten Kriterien der IUCN ganz anders als die früher verwendeten, welche auf Expertenmeinung basierten. Ein Beispiel: Der Alpensalamander wurde wegen seiner Seltenheit im Nordtessin bisher als gefährdet eingestuft. Nach den Kriterien der IUCN reichen regionale Gründe nicht mehr aus, um auf die Rote Liste zu gelangen. Dies bedeutet aber nicht, dass es dem Alpensalamander heute besser geht als früher.
Die Kriterien der IUCN sind deutlich härter als die früher verwendeten Kriterien. Wenn eine Art nach diesen harten Kriterien der IUCN auf der Roten Liste geführt wird, so hat sie grösstmöglichen Schutz verdient.


Für die Aktualisierung der Roten Liste der Amphibien wurden insgesamt 289 Standorte zufällig ausgesucht und in den Jahren 2003 oder 2004 insgesamt vier Mal besucht. Die Anleitung für die Feldarbeiten ist als PDF einsehbar. Während der Feldarbeit wurden alle aufgefundenen Arten registriert. Bei der Analyse der erhobenen Präsenz/Absenz-Daten wurde mit geeigneten statistischen Verfahren der Status der Arten berechnet. Die Analysen berücksichtigten die Tatsache, dass Arten auch bei guter Suche übersehen werden können. Das erschreckende Resultat der Feldarbeiten für die Rote Liste ist, dass mit Ausnahme des Grasfrosches alle Arten auf gesamtschweizerischer Ebene einen Bestandesrückgang bezüglich der Anzahl besiedelter Gewässer zeigen. Detaillierte Zahlen sind in Tabelle 2 der Roten Liste zu finden. Es fällt auf, dass vor allem die Arten der temporären Gewässer – also der Gewässer, die mindestens alle paar Jahre mal austrocknen – Bestandeseinbrüche erlitten haben. Aus Sicht der KARCH benötigen insbesondere diese Arten spezifische Schutzmassnahmen.

Die KARCH leitet aufgrund der in der Roten Liste diskutierten Prioritäten für den Amphibienschutz mehrere Massnahmen ab, die für den Amphibienschutz der nächsten 10 Jahre besonders wichtig sind. Mit dem Inventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung konnten zwar die wichtigsten Lebensräume der Amphibien gesichert werden, aber diese Grundstruktur ist nicht ausreichend. Für einen erfolgreichen Amphibienschutz braucht es in Zukunft vor allem Gewässer, die einmal im Jahr austrocknen. Solche Gewässer sind frei von Fressfeinden und somit ideale Lebensräume für Kröten, Frösche und Molche. Es könnte sich vieles zum Bessern wenden, wenn für Amphibien geeignete Typen von ökologischen Ausgleichsflächen im Landwirtschaftsgebiet geschaffen würden. So könnte mit einem bewährten Instrument des kooperativen Naturschutzes viel für diese bedrohten Tiere getan werden.

Keywords:
Amphibien, Rote Liste, Naturschutz

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Schmidt B.R., Zumbach S. (2005). Rote Liste der gefährdeten Amphibien der Schweiz. BUWAL-Reihe: Vollzug Umwelt. 50 S.
http://www.karch.ch/karch/d/pro/rolir/rolirfs2.html

pdf Rote Liste der gefährdeten Amphibien der Schweiz (0.7 MB)

Kontaktadresse:
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